Kuba ist die Heimat der besten Zigarren der Welt. Die Tabake der Welt wachsen
im sogenannten Vuelta Abajo, dem "unteren Tal", das zwar nur zwei Prozent
der Landfläche Kubas ausmacht, aber 40 Prozent der gesamten Tabakproduktion.
Sehr gute Anbaugebiete finden sich auch außerhalb Kubas, etwa in
Honduras, Nicaragua, Mexiko oder der Dominikanischen Republik. Diese Zigarren
nennt man zusammenfassend "nichtkubanische Kariben".
Anzünden
Die Zigarrenspitze niemals direkt in die Flamme von Streichholz oder Gasfeuerzeug
halten, sondern über der Flamme hin und her schwenken und dabei langsam
drehen, bis die Zigarre gleichmäßig brennt.
Asche
Die Asche der Zigarre soll die Glut kühlen und damit dem Rauch die
Schärfe nehmen. Also nicht abklopfen oder wegschnippen, sondern von
Zeit zu Zeit vorsichtig am Rand des Aschenbechers abstreifen und dabei
möglichst viel dranlassen. Bei einer hochwertigen Zigarre ist die
Asche recht stabil, so daß man sie nur alle viee bis fünf Minuten
entfernen muß. Die Asche sollte immer weiß sein und einen kleinen,
wulstartigen Brandring ("anillo de combustation") vor sich her schieben.
Bräunliche Asche ist ein Zeichen für minderwertigen oder fehlerhaften
Tabak, ungleichmäßiger Brand läßt auf schlechte Verarbeitung,
zum Beispiel auf zu lockere Wicklung schließen.
Aufbau
Hochwertige Zigarren werden nur von Hand ("hecho a mano"), und zwar im
sogenannten Longfiller Verfahren hergestellt. Vier oder fünf ganze
Tabakblätter werden entrippt, längsweise zusammengefaltet und
mit dem Umblatt umwickelt, einem kräftigen Tabakblatt, das der Zigarre
die Form gibt. Die Mischung der Tabake im Longfiller entscheidet über
den Geschmack. Das Deckblatt, das zum Schluß um die Zigarre gewickelt
wird, ist nicht nur ein wichtiger Geschmacks- und Aromaträger, sondern
beeinflußt auch das Brennverhalten. Sie sollte deshalb makellos sein
und seidig glänzen.
Ausmachen
Kenner lassen die Zigarre von alleine im Aschenbecher ausgehen.
Banderole
Angeblich haben britische Dandys Papierstreifen um ihre Zigarren gebunden
hätten, um ihre blütenweißen Handschuhe beim Rauchen nicht
zu verschmutzen. Richtig ist: Der Holländer Gustav Bock ist Erfinder
der Banderole, mit der er ab 1850 seine Havannas versah, um sie von anderen
Marken zu unterscheiden. Die Banderole wird übrigens mit einem geschmacklosen
pflanzlichen Klebstoff gefestigt. Ob man sie vor dem Rauchen abmacht oder
nicht, bleibt jedem selbst überlassen.
Botanisches
Die Tabakpflanze gehört wie die Tomate und die Kartoffel zur
Familie der Nachtschattengewächse, die sich alle durch ihren Gehalt
an Alkaloiden auszeichnen. Beim Tabak heißen diese Alkaloide Nikotin.
Wild wächst Tabak in der Nähe des Äquators. Durch Züchtung
ist es aber gelungen, Sorten zu entwickeln, die in kühleren Regionen
wachsen, zum Beispiel auch bei uns in Deutschland. Allerdings sind diese
entfernten Verwandten tropischer Tabake vergleichsweise grob und wenig
aromatisch.
Farben
Die Farbe der Zigarre hängt vom Deckblatt ab. Es gibt Modeströmungen
und persönliche Vorlieben. Die Einlage im Innern der Zigarre verarbeiteten
Tabake ist hauptsächlich für Geschmack und Schwere der Zigarre
zuständig; das Deckblatt verleiht ihr nur feine Nuancen - eine dunkle
Maduro muß nicht schwerer sein als die gleiche Zigarre mit einem
hellen Claro-Decker.
clarissimo (grün)
doble claro (blond)
claro (tabakbraun bis gelblich)
colorado (mittelbraun)
maduro (schwarzbraun)
oscuro (schwarz)
Fälschungen
Vor allem in Brasilien, aber auch in Kuba gibt es blühende Fälscherwerkstätten
für Zigarren. Achtung, wenn Ihnen zum Beispiel mal eine Davidoff im
Silberröhrling angeboten wird: Die hat es nie von Davidoff gegeben.
Manche "Fälschungen" sind aber gar keine, etwa wenn Sie in Amerika
eine Romeo y Julieta oder Partagas angeboten bekommen: Die alten Tabakdynastien
haben sich nach der Vertreibung durch Castro im Jahre 1959 vor allem in
Nicaragua und Honduras niedergelassen und arbeiten weiter unter ihrem
eigenen Namen
Formate
Die Wahl des Formats hat viel mit Geschmack und Stil zu tun. "Die Zigarre,
mit der Sie sich trauen würden, auf ein Klassentreffen zu gehen, ist
für Sie die richtige", sagte Zino Davidoff früher. Grundsätzlich
gilt aber: Je dicker die Zigarre, desto niedriger die Strömungsgeschwindigkeit
beim Zug. Dadurch bleibt die Glut kühler und der Anteil an scharfen
ätherischen Ölen im Rauch niedriger – dicke Zigarre rauchten
sich also milder als schlanke!
Die Eingeborenen der Karibischen Inseln nannten die glimmende Pflanzenrollen
"Tabago". Der Begriff "Ciquar" (Zigarre) stammt wiederum von den Mayas,
die dem Rauch Zauberkräfte zusprachen. 1541 eröffnete der Spanier
Demetrio Pela in Kuba die erste Zigarrenfabrik der Welt. In Sevilla wurde
die erste europäische Fabrik 1676 gegründet.
Humidor
Ein Weinkeller ist ein hervorragender Aufbewahrungsort für Zigarren.
Ersatzweise tut es auch ein Klimakasten – der Humidor. Er sollte aber nicht
zu warm stehen: 15-20 Grad sind ideal. Die Luftfeuchtigkeit im Humidor
sollte 60 bis 70 Prozent betragen. Zigarren vertragen, gebnau wie ein guter
Wein, keine häufigen Temperatur- oder Feuchtigkeitsschwankungen!
Jahrgänge
Das Geburtsjahr einer Zigarre ist nicht so wichtig, wie selbst von Experten
oft behauptet wird. Richtig ist dagegen, daß fertige Zigarren sich
noch lange weiterentwickeln; ältere Zigarren schmecken manchmal milder
als junge. Außerdem macht die Zigarre bei korrekter Lagerung noch
die Wechsel der Jahreszeiten mit: Zweimal im Jahr, etwa zur Blütezeit
der Tabakpflanze, kann sich ein zarter weißer Staub auf dem Deckblatt
bilden. Das ist keinensweg Schimmel, sondern austretendes Eiweiß.
Einfach abwischen!
Kiste
Das breite grüne Etikett auf jeder Havannakiste ist der Beweis, daß
es sich um sogenannte Exportqualität handelt. Gelbliche oder bräunliche
Kistenbanderolen werden nur bei Zigarren verwendet, die für den Inlandbedarf
hergestellt und meist von schlechter Qualität sind. Neuerdings ist
jede Kiste mit echten Export-Havannas zusätzlich mit einer weiß-goldenen
"Habanos"-Binde mit Seriennummer versehen.
Preise
Die Preise bei Zigarren sind in den letzten Jahren trotz des Booms fast
stabil geblieben. Eine gute Havanna kostet zwischen 12 und 20 Mark. Was
unter 10 Mark angeboten, taugt meistt nichts – auch wenn Havanna draufsteht.
Bei den nichtkubanischen Kariben ist die Einstiegsschwelle weit niedriger:
3 bis 8 Mark genügen vollkommen, drunter gibt es nichts Brauchbares,
darüber bezahlen Sie nur den großen Namen mit.
Schneiden
Kubaner beißen grundsätzlich ihre Havannas mit den Zähnen
auf. Sonst hat sich dagegen der Zigarrenschneider durchgesetzt. Havannas
werden grundsätzlich gerade geschnitten (im Gegensatz zu Opas dicker
Brasil mit Kerbschnitt). Ein scharfes Taschenmesser ist dafür gut
geeignet. Zigarren-Guillotinen drücken die Zigarre einseitig zusammen;
besser ist deshalb eine Zigarrenschere, die gleichmäßig von
allen Seiten einschneidet. Kenner entfernen nur die "Kappe", nämlich
die Rundung am Ende der Zigarre.
Der Kuba-Code
Auf dem Boden jeder echten Havannakiste finden Sie eine Reihe Zeichen,
aus denen der Fachmann Produktionsstätte und
-Jahr ablesen kann. Das kubanische Staatsmonopol hat die alten Fabriken
umbenannt und läßt bekannte Marken oft an mehreren Orten herstellen.
Kenner haben so ihre Lieblinge, zum Beispiel die Montecristo aus der Produktionswerkstatt
von Jose Marti.