Die Amerikaner sind die Erfinder des Internet, und es gibt ernstzunehmende Wirtschaftsexperten, die eine Verbindung sehen zwischen der anhaltenden Wohlstandsperiode in den USA seit Anfang der 90er Jahre und dem Siegeszug von E-Commerce. Jetzt wissen wir auch, dass nicht nur die Vereinigten Staaten vom Internet-Boom profitiert haben: Laut einer Studie der American Electronics Association haben US-Technologiefirmen alleine 1998 mehr als 95 Milliarden Dollar im Ausland investiert und auf diese Weise den neugewonnenen Cyber-Reichtum über den ganzen Globus verteilt.
Die schlechte Nachricht: Die Investitionsströme fließen nicht mehr primär in traditionelle Partnerländer wie Deutschland, Japan oder Grossbritannien, sondern in Schwellenländer wie Costa Rica oder nach Singapur, weil dort, so die Autoren der Studie, „ein freundlicheres Koima für Entrepreneure“ herrscht.
Und was kann der Freistaat Bayern tun, um den Erfolg von E-Commerce zu fördern? Ich durfte als Sachverständiger bei einer Anhörung der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag diese Frage mit Politikern und Wirtschaftsführern diskutieren. Ergebnis: Regierungen sollten mit gutem Beispiel voran gehen. Laut Hans-Joachim Heusler, Ministerialrat in der Staatskanzlei, macht man in den Amtsstuben schon Ernst mit dem elektronischen Einkauf von Verbrauchsmaterialien. Jeder Beamte oder seine Sekretärin kann Tonerkartuschen für den Drucker oder Kopier online per Web-Browser ordern. Da der Freistaat dadurch seinen Bedarf bündeln kann, bekommt er von den Lieferanten Grossabnehmerrabatte. Potenziell lassen sich allein mit Toner bis zu fünf Millionen Mark an Steuergeldern einsparen.
Für diese fünf Millionen könnte der Freistaat ungefähr 3.000 PCs kaufen und sie in die Schulen stellen. Denn das Rennen um den Erfolg im Cyberspace wird dort gewonnen werden – oder verloren. 200.000 Internet-Profis werden 2002 alleine in Deutschland fehlen, wenn nichts passiert, sagen die Marktforscher von IDC. Da klang die stolze Bilanz der Bayernregierung – 95 Prozent aller Schulen verfügen über einen PC – relativ dünn. „Ein PC gehört in jedes Klassenzimmer“, lautete denn auch die Forderung der Experten in der Anhörungsrunde. Sonst droht die Aufspaltung in eine Zweiklassengesellschaft: Menschen mit PC-Kenntnissen auf der einen Seite und Computer-Analphabeten auf der anderen. Die Politiker klagen über leere Kassen. Dann setzen Sie falsche Prioritäten, meine Herren!