Hier wird gerade Geld verbrannt
Heute stehen bei uns im Süden alle Räder still. Es ist Allerheiligen, und die Menschen strömen in die Kirche und auf die Friedhöfe.
Das heißt: Wenn sie nicht auf den Golfplatz strömen wie ich. Oder in die Kneipe.
In Wahrheit sind die Kirchen heute auch nicht viel voller als sonst, und das will was heißen. Lediglich 3 der rund 25 Millionen Katholiken gehen überhaupt noch in den Gottesdienst, also gerade mal 12,6 %. Und laut Allensbach bezeichnen sich nur 7% der 25 Millionen Protestanten als “sehr gläubig“. Dafür ist die Gruppe der als „konfessionslos“ Gemeldeten laut Statistischem Bundesamt heute mit 28 Millionen bereits die größte Gruppe, und bis 2020 oder so wird erwartet, dass jeder zweite Deutsche keiner Kirchen mehr angehören wird.
Ich will jetzt keine Debatte über Sinn oder Unsinn vom Glauben an eine übernatürliche Kraft vom Zaume brechen, auch wenn ich durchaus mit Richard Dawkins einig bin, dass Religiosität eine der größten Ursachen für Leid, Tod und Vertreibung auf der Welt ist und wir alle sehr viel besser dastünden, wenn es keine organisierte Religionen gäbe.
Was mich stört ist der volkswirtschaftliche Schaden, der in Deutschland durch das Diktat der Kirche entsteht, an rund 15 Tagen im Jahr (je nachdem, wie die Wochenenden fallen) alles abzuschalten und nach Hause zu gehen. Das heißt nämlich de facto: Eine kleine Minderheit darf die Wirtschaftsleistung Deutschlands ausbremsen.
Und das tun sie. Als 1994 beschlossen wurde, den Buß- und Bettag abzuschaffen, wurde das damit begründet, dass durch die zusätzliche Arbeitsleistung immerhin die damals geplante Pflegeversicherung sozusagen „für lau“ zu finanzieren sei. Es sind nämlich gewaltige Summen, die uns die durch die Glaubensbrüder und -schwestern aufgezwungene Untätigkeit abverlangt werden: Bei einem Bruttoinlandsprodukt von €2.500 Milliarden (geteilt durch 200 Arbeitstage) kostet jeder Kirchenfeiertag in Deutschland laut Adam Riese €12,5 Milliarden! Mal 15 sind das €187,5 Milliarden, die wir jedes Jahr verbrennen, damit eine kleine Minderheit Kerzen anzünden darf…
Zum Vergleich: 2010 mussten Bund und Kommunen €49 Milliarden Euro für Hartz- IV-Empfänger aufwenden. Fünf Feiertage streichen, und sie haben es wieder drin!
In Zeiten von Vollbeschäftigung und Wirtschaftswachstum mögen wir uns den Luxus von Kirchenfeiertagen noch leisten können, aber die Zeiten sind schlecht. Die Kirchenfeiertage sind außerdem eine indirekte Form von Kirchensteuer: Ein Opfer, das jeder von uns bringen muss, ob wir nun an den ganzen Schmonzens glauben oder nicht. Was nützt es denn, aus der Kirche auszutreten, wenn wir am Ende doch umgerechnet €250 im Jahr pro Mann und Nase abdrücken müssen in Form von entgangener Wirtschaftsleistung?
Der Amerikaner in mir fragt sich jetzt: Wäre das jetzt nicht eine gute Gelegenheit, endlich Ernst zu machen mit der (offiziellen) Trennung von Kirche und Staat? In meiner Heimat gibt es nur einen einzigen arbeitsfreien Tag, den man irgendwie mit Religion in Verbindung bringen kann, nämlich Weihnachten – und die Glaubenslehre, die dort gefeiert wird, heißt: Konsum, Konsum über alles!
Das ist auch genau das, was wir heute brauchen, um die Wirtschaft ankurbeln und endlich aus diesem Drecksschlamsel von Euro- und Finanzkrise rauszukommen.
Lasset uns also alle gemeinsam beten: Bitte, bitte, lieber Bundestag, schafft endlich die Kirchenfeiertage ab! Allerheiligen wäre ein guter Anfang.
Eine Antwort auf Wir können uns die Kirchenfeiertage nicht mehr leisten!