Es weihnachtet, und trotz Corona erinnern uns die Supermarktlautsprechern an das „Kindlein mit lockigem Haar, blicken einem blonde Jünglinge aus den Krippen mit großen blauen Augen an.
Aber sah Jesus wirklich so aus?
Wir wissen es schlicht und ergreifend nicht. Eigentlich wissen wir gar nichts über die hiostorische Person Jesus – nicht einmal, ob es ihn wirklich gegeben hat. Die ältesten schriftlichen Erwähnungen von Jesus stammen aus der Zeit nach seinem Tod. Er erscheint zum ersten Mal in den Briefen des Paulus, die zwischen 20 und 30 Jahren nach der Kreuzigung geschrieben wurden. Der heilige Paulus hat Jesus aber nicht gekannt.
Einige Jahrzehnte später wurden die neutestamentlichen Evangelien verfasst, die möglicherweise einige Berichte aus erster Hand enthalten, was jedoch umstritten ist. Nur sehr wenige Experten halten sie für streng historisch.
Der pharisäische Historiker Flavius Josephus hat in seinem Werk Jüdische Altertümer um das Jahr 93 zumindest einen unbestreitbaren Hinweis auf den „Bruder Jesu, der Christus genannt wurde“, hinterlassen.
Zwei Jahrzehnte später schrieben auch die Römer Plinius und Tacitus über Jesus; letzterer erklärte, dass der Gründer der christlichen Sekte während der Amtszeit von Kaiser Tiberius hingerichtet wurde, als Pontius Pilatus in Judäa regierte.
Dies ist die Summe der historischen Hinweise auf den biblischen Jesus. Alles andere ist Hörensagen.Wer war Jesus?
Was wir aber wissen, ist dass Jesus ein Palästinenser war, also vermutlich schwarzhaarig, mit dunklem Teint, starkem Bartwuchs und dunklen Augen. Äußerst unwahrscheinlich, also, dass er als Krippenkind strohblond war.
Wir wissen, dass er Migrationshintergrund hatte. Seine Eltern waren Flüchtlinge aus Ägypten und in Israel höchst unerwünscht. Deshalb auch die Probleme, eine Herbere zu finden, weshalb sie sich mit einem Stall begnügen mussten.
Wir wissen, dass er, wenn nicht unehelich, so doch außerehelich gezeugt worden ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob Gott Sex mit Maria hatte oder nicht: Ihr Ehemann Joseph war jedenfalls nicht der Vater seines Kindes!
Wir wissen, dass Jesus später ein ziemlich radikaler Sozialformer war, der sich für die Armen und Unterdrückten einsetzte und eine Art Kommunismus predigte und dafür von der Obrigkeit ans Kreuz genagelt wurde.
Die frühchristlichen Gemeinden praktizierten etwas, das heute unter Religionswissenschaftlern als „christlicher Kommunismus“ bezeichnet wird. Er basierte auf dem Konzept der Koinonia, was so viel wie gemeinsames oder geteiltes Leben bedeutet. Er war keine ökonomische Lehre, sondern ein Ausdruck der Agape (Liebe), also des freiwilligen Teilens von Gütern in der Gemeinschaft.
In Apostelgeschichte 4:35 heißt es, dass in der frühen Kirche in Jerusalem „niemand behauptete, dass irgendetwas von seinem Besitz ihm gehöre, sondern alles gemeinsam teilte.“ Das war wahrscheinlich der Grund, weshalb die frühen Christen nach der Zerstörung Jerusalems überleben konnten, obwohl dieses Lebensmuster später aus der Kirchengeschichte verschwand, außer im Mönchtum.
Der christliche Sozialismus war einer der Leitgedanken bei der Gründung der britischen Labour Party im 19ten Jahrhundert, die sich auf den Aufstand von Wat Tyler und John Ball im 14. Jahrhundert berief.
Thomas Müntzer führte im 16. Jahrhundert in Deutschland eine große kommunistische Bewegung während des deutschen Bauernkriegs an, die „Wiedertäufer“, die Friedrich Engels in Der Bauernkrieg in Deutschland als eine Vorläuferform des Marxismus analysierteDas marxistische Ethos, das auf Einheit abzielt, spiegelt die christliche universalistische Lehre wider, dass die Menschheit eins ist und dass es nur einen Gott gibt, der keinen Unterschied zwischen den Menschen macht.
Ich denke es, es lohnt sich, die Zwangspause zu diesem Fest dazu zu nutzen, darüber nachzudenken, was Jsus – wenn es ihn gab – wollte und was wir aus seinen Lehren gemacht haben.
In diesem Sinne ein besinnliches Fest!