Was macht mein Computer, wenn ich weg bin?

Auch eine Lösung: Lassen Sie die Katze auf den Computer aufpassen, wenn SIe weg sind!

Auch eine Lösung: Lassen Sie die Katze auf den Computer aufpassen, wenn SIe weg sind!

Nur weil ich Paranoid bin, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht hinter mir her sind. Dieser alte Witz fiel mir ein, als ich mit David Ting zusammen saß, dem Gründer einer kleinen Software-Firma, die sich auf IT-Sicherheit spezialisiert hat und der eine Lücke entdeckt hat, an die ich, ehrlich gesagt, noch nie gekommen bin, obwohl ich seit Jahren in dieser Branche unterwegs bin. Er nennt es das „Walkaway Problem“.

Was passiert, so fragte mich Ting, wenn du dich zwar ordentlich auf deinem Computer eingeloggt hast, aber plötzlich sich die Natur sich zu Wort meldet? Du stehst auf uns gehst aufs Klo! Meldest du dich deswegen vom Server ab? Natürlich nicht. Das heißt: Dein Computer ist in der Zwischenzeit völlig unbewacht, und jeder, der zufällig in dein Büro kommt, kann sich hinsetzen und hat vollen Zugang zu deinen Daten und Anwendungen. Er kann lesen, was du gerade in eine Mail geschrieben, aber noch nicht abgeschickt hast. Er kann schnell mal ein paar Daten auf ein USB-Stick ziehen oder, wenn er ein besonders gerissener Hacker ist und nur auf diese Gelegenheit gewartet hat, dir schnell mal eben ein Virusprogramm auf den Rechner spielen, der ihm später von zu Hause uneingeschränkten Zugang zum System verschafft.

Okay, ich weiß: Hundertprozentige Sicherheit gibt es nirgendwo, weder im Straßen- noch im Datenverkehr. Aber dieses Problem scheint mir doch so gravierend zu sein, dass es sich lohnt, sich ein paar Gedanken darüber zu machen. Vor allem dann, wenn man beispielsweise in einer Bank arbeitet oder in einem Rüstungsbetrieb, aber auch in einem öffentlichen Amt oder beispielsweise in der Lohnbuchhaltung eines mittelständischen Unternehmens arbeitet.

Wir können uns jetzt alle ganz fest vornehmen, uns jedes Mal auszuloggen, wenn wir aufstehen und den Arbeitsplatz verlassen, aber wie sagte doch meine alte schwäbische Vermieterin damals: „Wo Menschen sind, da menschelts.“  Wir sind halt einmal vergessliche Wesen, und mit dem Alter wird es immer schlimmer. Ich arbeite ja zum Glück vom Home Office aus, aber ich lasse auch mal meinen Laptop im Zugabteil offen stehen, wenn ich unterwegs mal muss. Wer weiß, wer da gerade außer dem Schaffner vorbei kommt…

Tings Firma Imprivata löst das Problem auf denkbar elegante Art und Weise. Da heutzutage so gut wie jeder PC und Notebook über eine Videokamera verfügt, fügt er dem Rechner eine Software zu, die über die Fähigkeit verfügt, Gesichter zu erkennen. Genau gesagt muss man dem Programm erst einmal beibringen, einen zu erkennen, aber das geht ganz schnell. Wenn ich mich nun einlogge, „erkennt“ mich mein Computer binnen weniger Sekunden. Solange ich davor sitze, ist alles in Ordnung. Wenn ich aber aufstehe und aus dem Blickfeld der Kamera verschwinde, schaltet die Software alle geöffneten Anwendungen in den „Standby“-Modus. Das heißt: Nichts geht mehr. Wenn ich mich mit einem Seufzer der Erleichterung wieder in meinen Bürostuhl setze, erkennt das der Computer und schaltet wieder alles frei. Das geht natürlich ganz automatisch, so dass ich nicht gezwungen bin, mich wieder anzumelden, so wie das üblicherweise bei längeren Ruhepausen nötig ist. Wäre ja auch ärgerlich, wenn ich mich öfter mal umdrehen muss, um Gäste zu begrüßen oder mal schnell etwas aus dem Schrank zu holen.

Ich kenne keinen anderen Anbieter, der sich dieses Problems angenommen hat, was vielleicht daran liegt, dass man eine besonders kranke Fantasie haben muss, um überhaupt auf sowas zu kommen. Aber IT-Sicherheitsleute sind nun mal von Berufswegen paranoid. Und seitdem mich David Ting darauf gebracht hat, ertappe ich mich laufend dabei, wie ich über die Schulter schaue und überlege, was passieren würde, wenn ich jetzt aufstehen und weggehen würde. Ich weiß nicht genau, ob ich ihm dafür dankbar sein soll, denn eigentlich hatte ich vorher schon Probleme genug. Zum Glück lässt sich dieses Problem ziemlich einfach behandeln, ganz ohne Psychiater: Einfach den Laptop zuklappen. Das sollte man überhaupt viel häufiger tun.

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