Natürlich ist es gemein von mir, wenn ich mich über die Nachricht freue, dass Donald Trump an Covid-19 erkrankt ist. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Millionen Menschen auf der Welt jetzt nichts sehnlicher wünschen, als dass er sich seinen aktuell 207.699 Mitbürgern anschließt, die Stand heute morgen an den Folgen der Corona-Erkrankung gestorben sind. Und die Chancen stehen gut: Mit 74 ist er mittendrin in der Hochrisikogruppe. Außerdem leidet er an Bluthochdruck und wiegt 110 Kilo – für einen Mann seiner Körpergröße bedeutet das krankhafte Fettleibigkeit. Alles so genannte „preconditions“, die das Risiko steil ansteigen lassen.
Andererseits wird wohl keinem anderen Amerikaner eine solche Rundum-Betreung zuteil werden wie ihm. ER muss sich ja keine Sorgen machen über fehlenden Versicherungsschutz; bei ihm zahlen die Steuerbürger die Zeche, auch wenn Millionen von ihnen selber keine Chance auf ärztliche Grundversorgung haben und deshalb in seiner Lage zum Tode verurteilt wären.
Aber angenommen – nur mal angenommen – Trump erstickt doch nicht an seinem eigenen Schleim. Dann stellen sich jetzt eine Menge sehr brisanter Fragen. Zum Beispiel: Was ist , wenn er wochenlang ins Bett muss und nicht regieren kann? Laut dem 25sten Verfassungszusatz kann er – muss aber nicht – seine Amtsgeschäfte an seinen Vize, Mike Pence abgeben, was ja schon schlimm genug wäre.
Aber was ist, wenn er an die Beatmungsmaschine angehängt werden muss und nicht mehr in der Lage ist, den Brief zur Amtsübergabe zu unterschreiben? Leider ist der 25th Amendment da etwas schwammig. Wenn der Vizepräsident und eine Mehrheit der wichtigsten Rergierungseinheiten – hier sind vermutlich die Mitglieder des Kabinetts gemeint – den Vorsitzenden beider Häuser des Congresses schriftlich mitteilen, dass der Präsident nicht mehr richtig tickt, kann Pence zum „amtierenden Präsidenten“ erklärt werden.
Aber Pence und Trump stecken ja oft zusammen. Was ist also, wenn auch Pence positiv getestet wird und ausfällt? Dann – ha, ha, ha! – wird Trumps größte Feindin, Nancy Pellosi, als Vorsitzende des Repräsentantenhauses in den Oval Office einziehen. Genießt Ihr auch die feine Ironie der Situation?
Es ist natürlich viel zu früh, um alle möglichen Permutationen durchzuspielen. Aber bis zum Wahltag sind es nur noch 30 Tage. Mindestens 14 davon wird Trump wohl in Quarantäne verbringen müssen, selbst in dem – wenigstens für ihn – günstigsten Fall, dass er asymptomatisch bleibt.
Nun wissen wir ja, was Trump über Wahlen im Allgemeinen und diese anstehende Präsientschaftswahl im Besonderen denkt. Was ist also, wenn er einfach per ordre de mufti beschließt, die Wahl zu verschieben – oder sogar ganz abzusagen?
Laut Verfassung darf er das nicht, dazu muss die Verfassung geändert werden, und da müssen zwei Drittel der Abgeordneten zustimmen. Da das Repräsentantenhaus aber von den Demokraten beherrscht wird, ist es mehr als unwahrscheinlich, dass ein solcher Vorstoß durchkommt.
Aber was, wenn er es doch tut? Dann landet der Fall mit ziemlicher Sicherheit vor dem Supreme Court – und dort hat Trump bekanntlich eine satte Mehrheit; erst Recht, wenn der Senat die Ernennung der erzkonservativen Richterin Amy Coney Barrett noch vor dem 3. November durchpeitscht.
Alles in allem wäre es also wohl doch das einfachste, wenn Trump den Löffel abgeben würde. Ihm und uns bliebe ein Haufen Ärger erspart.