Jahrzehntelang waren Musiker auf Gedeih oder Verderb auf das Wohlwollen der Musik-Bosse angewiesen. Sie bestimmten, wer einen Plattenvertrag bekam, wer besonders stark beworben wurde und wieviel Geld am Ende für den Künstler übrig blieb (meistens wenig bis gar nichts!). Die Folge: Außer ein paar internationale Blockbuster wie Madonna oder den Rolling Stones konnte kaum ein Künstler wirklich von dem Verkauf seiner Musik leben und war auf die Eintrittsgelder für seine Live Performances angewiesen. Daran hat auch das Internet bislang nichts geändert. Es sind nur neue Zwischenhändler in Erscheinung getreten, die dem Rahm abschöpften: Spotify oder Apple mit iTunes und neuerdings dem Streaming-Dienst Beats. Auch dort gehen die Künstler in der Regel leer aus.
Doch jetzt schlagen die Musiker zurück: Der amerikanische „Rapmogul“ Jay Z hat im März für 56 Millionen Dollar den Flatrate-Musik-Dienst Tidal erworben und will es mit Hilfe von Musikerkollegen zu einer Art „Musiker-Genossenschaft“ ausbauen, deren Gewinne direkt in die Taschen der Künstler fließen sollen.
Der 2014 gegründete schwedische Streaming-Anbieter Aspiro AB behauptet, mit über 25 Millionen Songs und 75.000 Musikvideoas heute schon zu den Marktführern im rasch wachsenden Markt zu zählen. Derzeit sollen mehr als 550.000 Abonnenten den Dienst verwenden. In der Pressekonferenz, in der die Übernahme von Aspiro durch das Musikerkonsortium um Jay Z bekannt gegeben wurde, wurden hehre Ziele genannt: „Wir wollen der Musik wieder einen Wert geben indem wir einen Dienst ins Leben rufen, der den Musikern selbst gehört“, war in einem Statement zu lesen. Das ist eine direkte Kampfansage an die Musik-Multis und an die Tech-Unternehmen, die inzwischen den Ton in der Online-Musikindustrie angeben.
Wie ernst es den Betreibern dabei ist, zeigt der Lineup von Weltklasse-Acts, die alle als „Miteigentümer“ von Tidal auf die Bühne in New York gebeten wurden: Shawn Carter, Beyoncé, Rihanna, Kanye West, Jack White, Arcade Fire, Usher, Nicki Minaj, Chris Martin, Alicia Keys, Calvin Harris, Daft Punk, deadmau5, Jason Aldean, J. Cole und Madonna. Angeblich sind auch Drake und andere Mitglieder der Band Coldplay mit von der Partie.
Allerdings bleibt abzuwarten, ob die Kunden ebenso begeistert mitmachen werden wie die Musiker selbst. Tidal ist nämlich teuer: 19,90 Euro im Monat sollen Fans für den höherwertigen „HiFi-„Dienst hinblättern, der Basisdienst kostet 9,99 im Monat, bietet aber eine deutlich schlechtere Soundqualität. Spotify kostet derzeit in Deutschland zwar 10 Euro, beim so genannten „Familientarif“ zahlt jedes zusätzliche Mitglied nur die Hälfte. Beats kostet ebenfalls 9,99 Euro pro Monat oder 99 Euro im Jahr.