Roboter wollen deinen Job? Nicht wirklich, jedenfalls nicht, wenn du einen interessanten Job hast, denn Roboter sind nur gut bei Tätigkeiten, die ziemlich langweilig sind, weil es darum geht, immer nur stumpfsinnig den gleichen Handgriff zu wiederholen. Gut, es gibt Menschen, die müssen heut zutage auch solche Jobs machen, die Kassiererin im Supermarkt zum Beispiel, die den lieben langen Tag Barcodes über den Scanner ziehen muss. Solche Jobs werden verschwinden, und wir werden uns für die arme Supermarktkassiererin, die deshalb arbeitslos wird, etwas einfallen lassen müssen. Da sind wir als Gesellschaft gefordert. Aber aufhalten lassen wird sich diese Entwicklung nicht. Ohne Automatisierung werden wir den selbstverschuldeten Fachkräftemangel nicht ausgleichen können. Dazu hätte unsere Generation einfach mehr Kinder machen müssen und sie besser ausbilden. Ja, Zuwanderung wäre eine Alternative, aber wenn sich Länder wie Deutschland und Österreich beharrlich weigern, Flüchtlinge an der Grenze zu begrüßen und sie in unsere Ausbildungswerkstätten zu bitten, bleibt uns diese Quelle von „Frischfleisch“ (wie es der ehemalige VW-Personalchef einmal nannte), verwehrt.
Also muss der Kollege Roboter ran. Es werden natürlich andere Roboter sein als heute. Riesige, behäbige Industrieroboter, die in Käfigen leben müssen, weil sie sonst einen zufällig vorbeikommenden Menschen zu verletzen drohen, werden am Fließband weiterhin fleißig ihre Arbeit tun. Aber die nächste Generation von Robotern werden klein, flink und wendig sein und den menschlichen Kollegen Dinge abnehmen wie das schwere Heben oder das überkopfarbeiten – Dinge, die der Mensch nicht so gerne und nicht so gut machen kann.
So gesehen sind Roboter nicht wirklich darauf aus, unsere Jobs wegzunehmen. Aber was ist, wenn sie es doch tun? Dann braucht der Mensch, der gerade seine Stelle verloren hat, eine andere, oder er braucht eine Zusatzausbildung, die ihn in die Lage versetzt, eines der vielen, vielen Jobs zu machen, die nur der Mensch gut kann.
Laut einer Studie von McKinsey & Company werden ungefähr 30% der Aufgaben in 60% der Berufe langfristig von Robotern übernommen werden. Da bleiben aber immer noch 70% der Aufgaben übrig. Es ist nämlich ein Ammenmärchen, dass technischer Fortschritt automatisch zur Jobvernichtung führt, die die Neo-Luddisten gerne behaupten. Mir fällt überhaupt nur eine Berufsgruppe ein, die komplett von Maschinen überflüssig gemacht worden sind: Fahrstuhlfahrer!
Martin Ford, Futurist und Autor von Rise of the Robots: Technology and the Threat of a Jobless Future, hat drei Tätigkeitsfelder identifiziert, in denen Menschen keine Konkurrenz von Robotern befürchten muss: Erstens Kreativberufe wie Künstler, Wissenschaftler, Produktentwickler oder Menschen, die Geschäftsstrategien entwickeln. Zweitens Berufe, in denen es wichtig ist, komplexe zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, wie Krankenpfleger oder Kundenberater. Das dritte sind Tätigkeiten, die schwer voraussehbar und planbar sind, wie der Klempner, der manchmal spätabends oder am Wochenende anrücken muss, weil die Küche unter Wasser steht.
Und es gibt Millionen von Jobs, die heute keiner machen will, weil sie einfach zu schlecht bezahlt sind oder mit einem sozialen Stigma verbunden sind, die aber dennoch für das Funktionieren der Gesellschaft wichtig sind. Der Krankenpfleger, der Landschaftsgärtner, die Kindergärtnerin – sie alle leisten einen wichtigen Dienst und werden dafür mit Mindestlöhnen und einer gewissen Geringschätzung abgespeist. Warum eigentlich?
Wenn wir eine lebenswerte Zukunft schaffen wollen, in der jeder einer sinnstiftenden Beschäftigung nachgehen und dabei so viel verdienen kann, dass er ein menschenwürdiges Leben führen kann, dann muss Geld her! Aber woher nehmen?
Die Lösung ist so einfach, dass man zunächst einmal geneigt ist, sie als Schnapsidee abzutun. Unser Steuersystem basiert überwiegend auf die Besteuerung von Arbeit. 2017 betrug das Gesamtsteueraufkommen in Deutschland knapp 540 Milliarden Euro. Der Anteil der Einkommensteuer einschließlich Lohnsteuern betrug knapp 250 Milliarden – ein Drittel aller Staatseinnahmen! Der einzige vergleichbare Brocken war die Umsatzsteuer, die 170 Milliarden betrug. Alle anderen möglichen Steuerquellen wie Grundbesitz (10 Milliarden), Vermögen (9 Milliarden), (Kapitalertrag (7 Milliarden) oder Körperschaftssteuern (29 Milliarden) sind so lächerlich niedrig, dass sie kaum ins Gewicht fallen. Es ist also klar: unser System basiert auf der Besteuerung von Arbeit – menschlicher Arbeit!
Bisher jedenfalls. Aber Roboter arbeiten doch auch! Sie nehmen sogar manchen Menschen die Arbeit weg. Warum bezahlen sie also eigentlich keine Steuern? Weil sie als Anlagegüter behandelt und von Unternehmen sogar auf dem Wege der Abschreibung zur Steuerminderung benützt werden!
So geht das nicht. Wir werden in Zukunft nicht umhinkommen, die Arbeitsleistung von Robotern zu bewerten und darauf Steuern zu erheben. Der Ausdruck „Maschinensteuer“, der gelegentlich in diesem Zusammenhang verwendet wird, ist irreführend – es geht nicht darum, die Maschine zu besteuern, sondern deren Arbeitsleistung
Interessant, dass ausgerechnet einer der reichsten Männer der Welt, Bill Gates, genauso denkt. „Sicher wird es Steuern in Bezug auf die Automatisierung geben“, sagte Gates neulich in einem Interview. Ein menschlicher Arbeiter leiste momentan viele Steuern und Abgaben. Wenn ein Roboter ihn ersetze und die Produktivität steigere, würde man doch annehmen, dass dieser ähnliche Beiträge zum Allgemeinwesen abliefere: „Es ist interessant darüber zu diskutieren, wie genau man das misst und macht.“ Manche Einnahmen könnten über Profitbesteuerung erzielt werden, andere über eine direkte „Robotersteuer“.
So lange unser Staat sich über Steuern auf Arbeit finanziert, wird kein Weg daran vorbeiführen. Und warum wagt sich kein Politiker bei uns an dieses heiße Eisen ran?
Eine Antwort auf Roboter sollen Steuern bezahlen wie wir auch!