Ein Roboter sieht aus wie ein Mensch, nur ein bisschen anders – oder? Jedenfalls denken wir beim Wort „Roboter“ nicht an eine Blechbüchse. Aber genauso sieht wahrscheinlich der Roboter vor morgen aus.
Das glaubt jedenfalls Nick Carr, der Bestsellerautor und MIT-Vordenker („IT Doesn’t Matter“), der heute in einem Stück für die New York Times über die Welle der intelligenten Lautsprecherboxen wie Amazon Echo, Google Home und (demnächst) Apple HomePod schreibt, die aber viel mehr können als nur Musik abspielen. In Verbindung mit den Chatbots der betreffenden Anbieter wie Siri (Apple), Alexa (Amazon) und Home (Google) werden sie nämlich zu perfekte Haushaltshilfen, Butler oder, je nachdem wie Sie so drauf sind, Online-Spione, die unsere geheimsten Gespräche mitlauschen und das Gehörte an ihre digitalen Machthaber im Silicon Valley übermitteln.
Und wieder einmal trumpft Bequemlichkeit über Privatheit. Weil es so geschickt ist, den kleinen Kisten Spreachbefehle zu diktieren und sich von ihnen Wetternachrichten, Verkehrsdurchsagen oder Sportergebnisse vorlesen zu lassen, werden wir uns einen Dreck um die Tatsache scheren, dass wir damit wieder ein Stück Eigenleben geopfert haben auf dem großen Altar der GAFA.
Das Problem ist: Die Dinger sehen nicht aus wie Roboter, vor denen die meisten von uns instinktiv Angst haben, weil wir denken, sie könnten uns eines Tages überflüssig machen. Wer hat schon Angst vor einer sprechenden Sardinenbüchse?
Dabei verkennen wir, dass Smart Speakers ja das Pendant bilden zum Smartphone. Wenn sie allgegenwärtig sein werden (und in den USA gibt es heute schon über 35 Millionen der kleinen Sprachboxen, und eMarketer glaubt, dass drei Viertel aller Haushalte in den USA bis 2020 mindestens eines davon besitzen werden), dann ist klar, dass wir demnächst 24/7 unter Beobachtung stehen werden.
Der Roboter von morgen wird nicht so aussehen wie C-3PO, der liebeswert ungelenke und schüchterne Goldmann aus Star Wars. Schon eher hatte Stanley Kubrick den Nagel auf den Kopf getroffen, als er in „2001 Space Odysee“ den unsichtbaren, allgegenwärtigen Roboter Hal schuf mit seiner beruhigenden Stimme und der unerbittlichen Logik, mit der er die Lebenserhaltungssysteme der Raumschiff-Crew abstellt, weil sie ihn abstellen wollen und er glaubt, aus Selbsterhaltungstrieb handeln zu müssen.
Die Roboter streben nicht nach der Macht – aber vielleicht überlassen wir sie ihnen ja freiwillig…