Putins privates Geschichtsbild und warum er bereit ist, Krieg zu führen

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Am Vorabend der Invasion gab Putin in einer einstündigen Rede eine bemerkenswerte Geschichtsstunde, in der er behauptete, die Ukraine sei gar kein unabhängiger Staat, sondern ein Artefakt der Sowjets.

Nun ist Putin ja selbst ein Artefakt des Sowjetsystems, aber in dieser Rede hat er der Welt Einblick gewährt zu den Motiven, die ihn zu diesem eklatanten Bruch des Völkerrechts und der Friedensordnung in Europa getrieben haben. Dazu  war es allerdings nötig, Fakten nach Belieben zu erfinden die wahre Geschichte seines Landes beinehe bis zur Unkenntlichkeit zu verdrehen.

Bis zum 17. Jahrhundert, so behauptete er fälschlicherweise, hätten in der Ukraine Menschen gelebt, die sich Russen nannten. Erst Lenin und Stalin hätten das heutige STaatsgebilde Ukraine geschaffen, indem sie ihnen Ländereien, vor allem im Osten, zugewiesen hätten, die in Wirklichkeit russisch gewesen seien.

Das ist historischer Unsinn! Die Wahrheit ist, dass im Jahre 862 Slawen nach Schweden gingen und sie baten, ihnen einen Fürsten zu entsenden, der über sie herrschen und für Ordnung sorgen sollte. Daraus entstand die Kiewer Rus, das Land der Rus.

Putin hört das nicht gerne, aber der Chronist Nestor, ein Mönch im Höhlenkloster von Kiew im Jahr 862, beschrieb das Treiben seiner slawischen Vorfahren wie folgt: „Es gab keine Gerechtigkeit unter ihnen, und Stamm erhob sich gegen Stamm, und Streit war unter ihnen, und sie begannen, sogar einander zu bekämpfen. Schließlich sagten sie untereinander: ‚Lasst uns einen Fürsten suchen, der über uns herrscht und uns gerecht richtet.‘ Da zogen sie über das Meer zu den Varangiern, zu den Rus.“ Weiterlesen

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Putin’s Private History of Russia and Why he’s Willing to Go to War For It

Observers: Putin declares war on West, NATO will not intervene –  Darik.News/enOn the eve of the invasion, Putin gave a remarkable history lesson in an hour-long speech, claiming that Ukraine was not an independent State at all, but an artifact of the Soviets.
Until the 17th century, he falsely claimed, there had lived people who called themselves Russians. Only Lenin and Stalin created today’s Ukraine by assigning to them lands, especially in the east, which were in fact Russian.

The truth is, that in 862 AD Slavs went to Sweden and requested princes who would rule over them. This resulted in the Kievan Rus, the Land of the Rus.

Putin does not like to hear this, but the chronicler Nestor, a monk in the cave monastery of Kiev in 862, described the goings-on of his Slavic ancestors  as follows: „There was no justice among them, and tribe rose against tribe, and strife was among them, and they began to fight even one another. Finally they said among themselves, ‚Let us seek a prince to rule us and judge us righteously.‘ Then they went across the sea to the Varangians, to the Rus.“ Weiterlesen

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Mein Langes Telegramm

Die Welt – oder zumindest ich – hält den Atem an in Erwartung des immer wahrscheinlicher werdenden russischen Angriffs auf die Ukraine, aber seltsamerweise sind alle um mich herum ganz ruhig. Mein Freund Franz sagte heute beim Mittagessen, es sei „unlogisch“ anzunehmen, dass Vladimir Putin das Risiko eingehen wird, einen potenziellen Dritten Weltkrieg auszulösen. Und in den Medien lese ich dauernd, Putin sei ein „Schachspieler“, also jemand, der die Folgen seiner Handlungen kalt durchrechnet und genau abwägt, welchen Zug er als nächstes machen wird.

Keiner scheint in Betracht zu ziehen, dass Putin ein Wahnsinniger ist. Und das erinnert mich fatal an George Brennan und sein „Langes Telegramm“. Weiterlesen

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Mit Falco am Tisch

Die Älteren werden sie erkennen, den adretten Jüngling neben dem griesgrämig dreinblickenden alten Mann. Der alte ist Willi Dungl, in den 70ern in Österreich als „Fitnesspapst“ gefeierte Sporttherapeuten, der Niki Lauda nach seinem spektakulären Crash auf dem Nürburgring 1976 in Rekordzeit wieder ins Cockpit zurückbrachte und der von 1973 bis 1980 für die Betreuung des österreichischen Nationalteams bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften verantwortlich war.

Der junge Mann mit der Stirnlocke und dem grauen Sweatshirt hieß Hans Hölzl, aber bei seinen Fans war er nur als „Falco“ bekannt. Weiterlesen

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Wie ich den Trottel salonfähig machte

Meine kleine Serie von Arbeiten aus 50 Jahren Berufsleben als Journalist geht langsam zu Ende, diesmal mit dem Beitrag, der mir den Start als „Edelfeder“ beim deutschen Playboy ermöglichte. Die Seite ganz vorn hieß „Playboy am Abend“, und die war immer für ein ganz besonderes Stück reserviert. Es musste kurz sein, witzig und nachdenklich – sozusagen eine Art Aperitif, der den Anfang des Heftes machen sollte. Mein allererster Vorschlag kam gleich an, und ich habe in den Folgejahren mehrmals dort Beiträge veröfffentlicht, von denen ich die meistens leider nicht mehr habe. Es gab damals so viel zu tun, und daran gedacht, etwas für die Nachwelt aufzuheben, habe ich leider viel zu selten. Ich hoffe aber, dass die geneigten Leser Spaß gehabt haben an dieser losen Folge von Erinnerungen an ein halbes Jahrhundert als Berufsschreiberling.

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Das schönste Heft, das es nie gegeben hat

Als ich 1991 zum zweiten Mal zur Motor Presse Stuttgart kam (was eine eigene Geschichte ist, die ich später hier erzählen werde), musste ich erst einmal für den Verlagsleiter Dr. Frieder Stein den Feuerwehrmann spielen. Ein halbes Jahr zuvor hatte der Verlag das Projekt einer Zeitschrift für die „Generation Rock ’n Roll“ gestartet. Sie nannten es ZOUNDS – und es war ein totaler Flopp. Ich wurde also dem Chefredakteur vor die Nase gesetzt, einem alten und sehr erfahrenen Musikjournalisten, aber leider ein ziemlich miserabler Blattmacher. Ich habe als Allererstes dem Titel einen Ausrufezeichen versetzt, denn das Wort „zounds!“ ist im Englischen ein Ausruf des Erstaunens, und unsere Zeitschrift sollte das auch signalisieren.

Ich fing dann an, ganz langsam am Relaunch des Blattes zu arbeiten. Es sollte übersichtlicher, moderner und leserfreundlicher werden. Vor allem sollte es nicht nur in die Jahre gekommene Alt-Rocker ansprechen, sondern auch die junge Pop-Generation.

Das war gar nicht so einfach, denn erstens hatte ich mit dem Widerstand des alten Chefredakteuers zu kämpfen, der zugegeben viel mehr von der Musikindustrie verstand als ich, und zweitens mit dem Verlag, der längst die Hoffnung aufgegeben hatte, Zounds! sei noch zu retten – ob mit oder ohne Ausrufezeichen.

Wir haben uns aber mächtig reingekniet, und mit der Oktoberausgabe sollte ein ganz anderes Zounds! erscheinen als bisher. Zufällig hatte ich irgendwo aufgeschnapppt, dass die Beatles gerade 30 Jahr alt geworden waren, und ich habe einen 30 Seiten langen Sonderteil produzieren lassen, der ganz den Fab Four gewidmet war. Ich flog nach Liverpool und interviewte Mike McCartney, den Bruder von Paul, der ein ziemlich bekannter Fotograf war, und kaufte ihm für sehr viel Geld die Bildrechte für eine Kollektion von Fotos aus den Jugendtagen der Beatles ab, die wir auf dem Titel als „Mike McCartney’s Liverpool“ verkaufen wollten. Und ich habe – gegen den Willen des alten Chefreadakteurs – die Rap-Sängerin Betty Boo auf den Titel gehievt. Alles anders, also, alles neu – und hoffentlich alles erfolgreicher als bisher. Wir haben den Titel mit Focusgruppen getestet, und die Zielrguppe war begeistert.

Der einzige, der nicht begeistert war, war Freider Stein. Der war unentschlossen, wußte nicht so recht. Ich war in Frankfurt in der Druckerei, um die Andruckbögen abzunehmen, da rief er mich an und sagte, er habe sich entschieden, das Heft einzutellen.

Und so ist das schönste Musikmagazin, das je gemacht worden ist (meine Meinung, jedenfalls) niemals erschienen. Aber ich habe ein einziges Exemplar, das ich aus Andruckbögen gebastelt habe, in meinem Bücherregal stehen. Ab und zu hole ich es aus Nostalgie heraus, blättere darin und denke mir: „Was wohl gewesen wäre, wenn…“

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Freehands

Mein kurzer Rückblick auf 50 Berufsjahre als Journalist geht weiter: Im deutschen „Playboy“ durfte ich über alles schreiben, was Männern Spaß macht – Pfeifen, zum Neispiel. Nur die Playmates, die haben andere bearbeitet.

Den „Viking Horn“ von Bo Nordh habe ich heute noch. Er ist wunderschön mit seinen „Straight Grains“ – nur ist die Pfeifenwand ein bisschen zu dünn. Sie raucht sich deshalb etwas zu heiß.

Ich habe im Rahmen der Recherchen in Copenhagen die berühmte dänische Pfeifenmacherin Anne Julie besucht, und die hat sogar Freehands ganz ohne Loch gemacht, also pure Kunstwerke!

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Mein schwerer Start in Journalistenleben

Ich habe gleich zu Beginn meiner Journalistenlaufbahn beinahe eine Bruchlandung hingelegt, und das kam so: Die RNZ, wo ich volontierte, hat mich nicht als Redaktuer übernommen, und das Zeugnis, dass mir der alte Hermann Knorr ausstellte, war wirklich grenzwertig. „Mit seinen Leistungen waren wir zufrieden“ heisst ungefähr so viel wie ein „Ausreichend“ in der Schule. Drunter gibt’s im Zeugnisdeutsch nur noch „er hat sich stets bemüht.“

Dabei war er aber eigentlich gar nicht mit meinen Leistungen so unzufrieden, sondern mit meiner freschen Gosch. Laut Manteltarifvertrag war damals schon klar, dass ein Zeitungsvolontär eigentlich in allen Ressort reinschnuppern sollte,  also Politik, Wirtschaft, Sport, und so weiter. Die RNZ hatte damals mehr Volontäre als Redakteure, die allesamt in den Außenredaktionen saßen und dort im Grunde die Arbeit eines „richtigen“ Redakteurs machten, aber zu einem Bruchteil des Gehalts.

Mich hat Doktor Hermann im zweiten Jahr sogar ganz alleine nach Wiesloch geschickt (was in Baden „in die Klappsmühle“ bedeutet, weil es in Wiesloch eine psychiatrische Klinik gibt), und er hat mir sogar einen Volontär im ersten Lehrjahr zur Unterstützung zugeteilt, den ich — selber noch Stift — quasi nebenbei noch auszubilden hatte.

Irgendwann haben wir uns alle zusammengerottet und ihm als Verleger einen Brief geschickt, in dem wir ihn aufforderten, die Vorgaben des Manteltarifvertrags zu erfüllen und uns durch die Redaktionen rotieren zu lassen. Und ich hab‘ den Brief natürlich als Allererster unterschrieben.

Das fand er gar nicht witzig und hat mich nach Heidelberg in sein Büro einbestellt, um mir sein Missfallen persönlich kund zu tun. Nach Ablauf meiner Ausbildungszeit saß ich also auf der Straße. Das war aber mein großes Glück, denn ich kam danach in die Großstadt zu den Stuttgarter Nachrichten, und von da an blickte ich nicht mehr zurück!

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Wo der Luxus wohnt

Manchmal führten mich meine Reportagen zu den schönsten Hotels der Welt, aber keines hat mich so beeindruckt wie das Hotel de Paris in Monaco mit dem legendären Direktor Karl Janis, aber der ist eine eigene Geschichte wert! Dort habe ich sogar zweimal residiert – das zweite Mal während des Grand Prix, wo ich eine Geschichte schrieb über das „24 Stundenrennen von Monte Carlo“. Das war sozusagen ein Bericht über ein Motorsportereignis hinter den Kulissen, nämlich wie die Gäste im Hotel das Ereignis erleben – oder auch nicht, denn die STammgäste im Hotel de Paris empfinden die ganze Veranstaltung als Störung. Sie sitzen deshalb auch dann noch auf der Terrasse und speisen, wenn fünf Meter neben ihnen die Formel 1-Boliden brüllend vorbeirasen. Nur tragen sie in dem Fall Ohrschützer gegen den Lärm.

Leider finde ich diesen Beitrag nirgendwo, also wird der geneigte Leser wohl oder übel mit meiner ersten Monaco-Reportage vorlieb nehmen müssen.

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„Ich will meinen Zeh zurück!“

Ich habe in meinen mehr als 50 Jahren als Journalist für alle Arten von Medien gearbeitet, zwei Jahre auch bei der BILD-Zeitung in Stuttgart. Es war eine lehrreiche Zeit, denn nirgendwo lernst du, dich so kurz und präzise auszudrücken! Ich habe auch manche ziemlich reißerische Headline produziert, aber meine Lieblingsgeschichte – und sie ist wahr, ich schwöre es! – handelt von zwei Zehen und einer ziemlich peinlichen Verwechslung.

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