Freehands

Mein kurzer Rückblick auf 50 Berufsjahre als Journalist geht weiter: Im deutschen „Playboy“ durfte ich über alles schreiben, was Männern Spaß macht – Pfeifen, zum Neispiel. Nur die Playmates, die haben andere bearbeitet.

Den „Viking Horn“ von Bo Nordh habe ich heute noch. Er ist wunderschön mit seinen „Straight Grains“ – nur ist die Pfeifenwand ein bisschen zu dünn. Sie raucht sich deshalb etwas zu heiß.

Ich habe im Rahmen der Recherchen in Copenhagen die berühmte dänische Pfeifenmacherin Anne Julie besucht, und die hat sogar Freehands ganz ohne Loch gemacht, also pure Kunstwerke!

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Mein schwerer Start in Journalistenleben

Ich habe gleich zu Beginn meiner Journalistenlaufbahn beinahe eine Bruchlandung hingelegt, und das kam so: Die RNZ, wo ich volontierte, hat mich nicht als Redaktuer übernommen, und das Zeugnis, dass mir der alte Hermann Knorr ausstellte, war wirklich grenzwertig. „Mit seinen Leistungen waren wir zufrieden“ heisst ungefähr so viel wie ein „Ausreichend“ in der Schule. Drunter gibt’s im Zeugnisdeutsch nur noch „er hat sich stets bemüht.“

Dabei war er aber eigentlich gar nicht mit meinen Leistungen so unzufrieden, sondern mit meiner freschen Gosch. Laut Manteltarifvertrag war damals schon klar, dass ein Zeitungsvolontär eigentlich in allen Ressort reinschnuppern sollte,  also Politik, Wirtschaft, Sport, und so weiter. Die RNZ hatte damals mehr Volontäre als Redakteure, die allesamt in den Außenredaktionen saßen und dort im Grunde die Arbeit eines „richtigen“ Redakteurs machten, aber zu einem Bruchteil des Gehalts.

Mich hat Doktor Hermann im zweiten Jahr sogar ganz alleine nach Wiesloch geschickt (was in Baden „in die Klappsmühle“ bedeutet, weil es in Wiesloch eine psychiatrische Klinik gibt), und er hat mir sogar einen Volontär im ersten Lehrjahr zur Unterstützung zugeteilt, den ich — selber noch Stift — quasi nebenbei noch auszubilden hatte.

Irgendwann haben wir uns alle zusammengerottet und ihm als Verleger einen Brief geschickt, in dem wir ihn aufforderten, die Vorgaben des Manteltarifvertrags zu erfüllen und uns durch die Redaktionen rotieren zu lassen. Und ich hab‘ den Brief natürlich als Allererster unterschrieben.

Das fand er gar nicht witzig und hat mich nach Heidelberg in sein Büro einbestellt, um mir sein Missfallen persönlich kund zu tun. Nach Ablauf meiner Ausbildungszeit saß ich also auf der Straße. Das war aber mein großes Glück, denn ich kam danach in die Großstadt zu den Stuttgarter Nachrichten, und von da an blickte ich nicht mehr zurück!

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Wo der Luxus wohnt

Manchmal führten mich meine Reportagen zu den schönsten Hotels der Welt, aber keines hat mich so beeindruckt wie das Hotel de Paris in Monaco mit dem legendären Direktor Karl Janis, aber der ist eine eigene Geschichte wert! Dort habe ich sogar zweimal residiert – das zweite Mal während des Grand Prix, wo ich eine Geschichte schrieb über das „24 Stundenrennen von Monte Carlo“. Das war sozusagen ein Bericht über ein Motorsportereignis hinter den Kulissen, nämlich wie die Gäste im Hotel das Ereignis erleben – oder auch nicht, denn die STammgäste im Hotel de Paris empfinden die ganze Veranstaltung als Störung. Sie sitzen deshalb auch dann noch auf der Terrasse und speisen, wenn fünf Meter neben ihnen die Formel 1-Boliden brüllend vorbeirasen. Nur tragen sie in dem Fall Ohrschützer gegen den Lärm.

Leider finde ich diesen Beitrag nirgendwo, also wird der geneigte Leser wohl oder übel mit meiner ersten Monaco-Reportage vorlieb nehmen müssen.

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„Ich will meinen Zeh zurück!“

Ich habe in meinen mehr als 50 Jahren als Journalist für alle Arten von Medien gearbeitet, zwei Jahre auch bei der BILD-Zeitung in Stuttgart. Es war eine lehrreiche Zeit, denn nirgendwo lernst du, dich so kurz und präzise auszudrücken! Ich habe auch manche ziemlich reißerische Headline produziert, aber meine Lieblingsgeschichte – und sie ist wahr, ich schwöre es! – handelt von zwei Zehen und einer ziemlich peinlichen Verwechslung.

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Meine allererste Auster

Es gibt nichts Besseres als eine frische Auster, direkt aus dem Meer, mit Gummistiefeln und einem Austernmesser bewaffnet sich zu bücken und sie aus ihrem nassen Eleement zu holen umd sie genussvoll zu schlürfen und dann an LAnd zu waten, wo ein frischgezapftes Pint of Gusiness auf dich wartet! Ja, das durfte ich einmal erleben auf einer Pressereise nach Galway an der Westküste Irlands, wo man jedes Jahr das Oyster Festival feiert. Eingeladen hatte Mövenpick, und der Artikel darüber erschien im Diners Club Magazin, für das ich damals schrieb. Und er brachte mir den ersten und einzigen Journalistenpreis meines Lebens ein: Die „Goldene Serviette“, die heute immer noch einen Ehrenplatz im Regal in meinem Arbeitszimmer hat. Es brachte mir außerdem 4.000 DM und eine vollbezahlte Reise nach Luxor in Ägypten ein, wo Mövenpick ein Luxushotel betrieb. Unsere Tochter Valerie, die damals drei war, lernte im Hotelbecken schwimmen – also noch eine Verbindung zum Wasser und damit zu meiner Lieblingsspeise.

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Computer bestimmten unser Leben schon 1983!

Ich muss wohl doch einer der dienstältesten Chefredakteure einer Computerzeitschrift in Deutschland gewesen sein. Hatte ich komplett vergesen, aber beim Blättern in meinen „Jugendsünden“ fand ich die Computer Club-Zeitung, die ich 1983 (!) für Ravensburg gemacht habe, die damals groß ins Geschäft einsteigen wollten. Notabene, außer dem heute legendären Commodore C64 und ein paar Exoten wie Atari oder Sinclair gabe es keine Heimcomputer, obwohl ich seinerzeit im Leitartikel optimistisch vorhergesagt habe, dass es bis Ende 1985 in Deutschland über 1,24 Millionen Home Computer geben würde. Bis 1988 sollte die Zahl sogar auf unvorstellbare drei Millionen steigen!

Im Blatt meldeten wir stolz, dass das ZDF sich im Herbst entschlossen hatte, das Thema „Computer“ einen Platz im Programm einzuräuemen und eine Sendung namens“Computercorner“ auszustrahlen. Dafür wollte man volle zehn Minuten Sendezeit opfern! „Computer machen richtig Spaß“, machten wir unseren jungen Lesern Mut und zeigten ihnen Programme wie „Springteufel“ und „Computer Party“. Den Eltern gaben wir Tipps, woran man ein gutes Spiel- oder Lernprogramm für Kinder erkennt – in der Hoffnung, dass sie überhaupt wüßten, was ein Computer ist. Und wir zitierten eine Lehrerin aus Massachusetts (eine Deutsche haben wir wohl nicht gefunden), die sagte, „Computer-Programme müssen die Kinder-Sprache sprechen.“

Wir liessen auch gutgläubig den Berliner Kinderpsychologen Prof. Friedrich Schubenz zu Wort kommen, der meinte: „Computer bestimmen bereits unser Leben. Wir müssen die Zusammenhänge, in denen sie stehen, begreifen und ihre Entwicklung beeinflussen.“ Das täten wir heute auch noch gerne…

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Das schönste Auto der Welt – und es gehörte mir!

Ich hatte in meiner Jugend nicht nur das Glück, das schönste Auto der Welt fahren zu dürfen, sondern auch noch darüber für eines der erlesensen Magazine Deutschlands schreiben zu dürfen – dem deutschen Playboy. Damals war ja sowieso alles viel schöner als heute, es roch überall nach Benzin, und für mich gab es nichts Herrlicheres als hinter dieser endlos langen weißen Schnauze aus handgehämmertem Blech zu sitzen und ganz langsam – ein Morgan ist kein Auto für Raser – durch eine schöne Landschaft, zum Beispiel im Elsaß, zu tuckern, irgendwo gut zu essen und in der Abenddämmerung beim Nachhausefahren mir den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen. Dann kam meine Gabi, und bald darauf unsere Tochter, und ich liess mich davon überzeugen, dass ein junger Familienvater kein Auto braucht, in das gerade Platz für zwei Erwachsene und eine Scheckkkarte war, also habe den wunderschönen Wagen in die Schweiz verkauft und dafür immerhin mehr Geld bekommen, als ich dafür bezahlt habe. Ein Auto als Geldanlage – das ist mir auch nur einmal im Leben gelungen!

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Wie ich dem Internet half, seine Unschuld zu verlieren

Es stimmt zwar nicht, wie böse Zungen behaupten, dass ich das Internet erfunden habe, und auch eCommerce gab es damals 1995, als ich mir meine ersten Visitenkarten mit der Berufsbezeichnung „Internet Journalist“ drucken liess – nur wusste niemand, was das wirklich ist. Da riefen mich eines Tages die Kollegen des Wirtschaftsmagazins Capital an und fragten, ob ich es ihren Leser in verständlichen Worten erklären könnte. „Bitte kein Computer-Chinesisch“, sagten sie besorgt.

Ich muss zugeben: Bis dahin hatte auch ich noch nie etwas per Computer bestellt, aber es ging eigentlich ganz leicht, und diese Leichtigkeit habe ich versucht, meinen Lesern zu vermitteln. Viel schwieriger war es, die Banken ins Boot zu holen, denn die sträubten sich nach Leibeskräften! Und natürlich dachte damals kein Mensch — auch ich nicht — dran, was Amazon & Co. (die es zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nicht gab!) aus dem zarten Pflänzchen Online Shopping machen würden.

Notabene: Es gab damals gerade erst 1.743.000 Firmen mit einer eigenen Webseite. Im Jahr davor waren es nur 181.000 gewesen – weltweit, wohlgemerkt!

Der Artikel brachte mir übrigens jede Menge Ärger in den Newsgroups ein, denn die meisten Onliner waren ja Studenten, und von denen gab es eine ganze Menge, die das Internet als eine „kommerzfreie Zone“ erhalten wollten. Ich würde dazu beitragen, dass das Internet seine Unschuld verliert, meinte einer.

 

 

 

 

 

 

 

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Der Name der Soße

Covid lässt mir gerade sehr viel Zeit, in Erinnerungen zu kramen. Im Lauf meiner 50 Journalistenjahre habe ich großartige Menschen begegnen dürfen und über sie Artikel schreiben, die in verschiedenenn Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind. Die meisten von ihnen verstauben seit Jahrzehten in irgendwelchen Ordnern, aber ich dachte, ich nehme mir mal die Zeit, ein paar besonders wertvolle (jedenfalls für mich), die vielleicht auch noch Relevanz für die Leser hier im Cole-Blog sein können, zu digitalisieren und zu präsentieren. Heute: Wie ich 1988 (!) bei einem der größten Köche der Welt, der leider nicht mehr lebt, in der Küche stehen und mit ihm sogar Sossen abschmecken durfte. Zum Mitkochen haben meine bescheidenen Fähigkeiten aber nicht gereicht. Dafür durfte ich zusehen, wie man Kunst auf den Teller zaubert.

Die Bilder stammen übrigens von meinem viel zu früh verstorbenen Freund Kurt Henseler, einem der größten Lichtbildhauer, die ich je gekannt habe.

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Warum Inflation gut ist für Deutschland – und Europa

Ham Sie mal 500 Milliarden Mark für mich?

Für alle, die nicht das Glück haben, Abonnent des Economist und damit des besten Wirtschaftsmagazins der Welt zu sein und die sich immer noch Sorgen machen, wie man das Problem der stagnierenden Volkswirtschaften vor allem in Südeuropa auf die Sprünge helfen könnte, sei dieses Sakrileg ins Ohr geflüstert: „Wir brauchen Inflation in Deutschland!“

Ich weiß, jetzt zucken alle zusammen in kollektiver Erinnerung an die Geschichten, die uns unsere Großeltern erzählt haben über Geldscheine in Milliardenhöhe, mit denen man ein Brötchen kaufen konnte (oder die man lieber und profitabler als Heizmaterial verwendete). Aber es ist wirklich etwas dran: Die teutonische Urangst vor Inflation ist gerade dabei, die Europäische Union und die Eurozone auseinander zu reißen. Inflation ist nötig, damit sich die Europäische Einigung nicht nachträglich als Chimäre entpuppt.

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