”Gerade in mittelständischen Unternehmen herrscht eine große Verunsicherung, um nicht zu sagen eine starke Animosität gegenüber dem Medium Internet.” Das schrieb mir kürzlich eine junge Mitarbeiterin einer Internet-Agentur aus Mannheim. Sie komme sich manchmal “wie ein Gebrauchtwagenverkäufer” vor, wenn sie versuche, deutschen Firmenchefs den Gedanken an einen Internet-Auftritt schmackhaft zu machen.
Es ist schon erstaunlich, wie wenig die verantwortlichen Manager trotz Internet-Boom teilweise noch von dem neuen Medium wissen. Im Zeitalter globaler Märkte und verschärftem Wettbewerb die Zukunft des Standortes Deutschland könnte sich das fatal auswirken wenn es darum geht, rechtzeitig und richtig auf die Herausforderungen der globalen Vernetzung zu reagieren.
Die Wissenslücke deutscher Manager in Sachen Internet zu schließen und sie von dem wirtschaftlichen Nutzen der Vernetzung zu überzeugen ist das Ziel, das ich mir mit meinem kürzlich im Econ-Verlag erschienenen Buch, “Erfolgsfaktor Internet”*, gesetzt habe. Nicht nur ich bin davon überzeugt: Deutschland braucht Manager, die das Internet als persönliche Herausforderung begreifen. Im Cyberspace werden heute die Karten für die nächste Runde im Wettbewerb der Volkswirtschaften verteilt. Deutschland hat da bislang keine guten.
“Erfolgsfaktor Internet” ist der Versuch, dem Manager die Chancen und Risiken des Internet in einer Sprache näherzubringen, die er versteht und die ihn dazu animieren soll, das Thema zur Chefsache zu erklären.
Gleichzeitig ist es ein ausgesprochen untechnisches Buch, weil ich selbst ein ausgesprochen untechnischer Mensch bin, der es gerade eben versteht, einen PC zu bedienen und sich damit ins Internet einzuwählen. Zumindest in diesem Punkt weiß ich mich mit der großen Mehrheit der Manager in Deutschland einig.
Aber das, was sich in der Welt hinter dem Bildschirm abspielt, hat ja mit Technik und Computern so wenig zu tun wie der Genuß eines Violinkonzerts mit Geigenbau. Noch mag Electronic Commerce im Vergleich zum “richtigen” Handel mit Waren und Dienstleistungen eher eine Nebenrolle spielen. Doch das kann sich schneller ändern, als man glaubt.
Delta Airlines hat vor ein paar Wochen als erste Airline der Welt seine Kunden aufgefordert, Flugscheine in Zukunft bitteschön möglichst nur noch über das Internet zu bestellen; wer es noch konventionell über Reisebüro oder Ticketschalter macht, muß zur Strafe zwei Dollar extra bezahlen. Vertrieb über das Internet, das wird an diesem Beispiel deutlich, wird nicht nur gleichberechtigt neben anderen Absatzformen treten – es wird diese überholen und in vielen Fällen sogar überflüssig machen.
Wer diese Entwicklung verpaßt, hat ausgedient. Das gilt für den einzelnen Manager genauso wie für ganze Volkswirtschaften. Deutschland hat da einiges aufzuholen.