Unser guter Freund und Skatbruder ist am 1. Februar in Kaiserslautern zur letzten Ruhe gebettet worden. Fritz Bräuninger („mei Frainderl“) hat die Trauerrede gehalten- Sie bringt viel besser das zum Ausdruck, was wir alle empfunden haben, als ich es je könnte. Ich zitiere sie deshalb hier im Wortlaut:
Ich möchte die Worte zum Abschied meines engsten Freundes Dr. Dietmar Flachland unter eine ebenso einfache wie stimmige Überschrift stellen.
Sie lautet:
das Gute, das ein Mensch in die Welt hinaus gibt, geht nicht verloren
Dietmar hat unglaublich viel Gutes in diese leider oft von unerträglich viel Hektik, Mißgunst, Gier und Selbstsucht geprägte Welt hinaus getragen.
Alle seine vielen Freunde, in deren Namen ich in dieser Stunde tief empfundener Trauer sprechen will, hat er mit seiner Güte und all dem aus seiner Natur, seinem Herzen und seinem Geist kommenden Guten nachhaltig bereichert.
Das christliche Prinzip, wonach Geben seliger denn Nehmen ist, hat er schlicht und einfach gelebt, ohne sich jemals damit zu brüsten oder Lob dafür zu erwarten.
Überall dort, wo Flaxi in kleineren oder größeren Gruppen präsent sein konnte, hat sich auf einmal die Stimmung aufgehellt. Reich oder arm? Prominent oder nicht? Stark oder schwach? Solche Fragen haben für ihn nie ein Rolle gespielt.
Wenn ihn etwas interessierte oder faszinierte, dann war es stets der Mensch an sich. Eile war ihm in solchen Momenten völlig fremd. Er konnte mit der ihm eigenen Geduld ausharren, verweilen, während die anderen schon aufs Tempo drückten und weiterziehen wollten.
Die Menschen wurden in seiner Gesellschaft heiter, irgendwie glücklicher. Diese Resonanz hat ihm selber stets gut getan, er empfand sie als wohltuend und anregend.
Kinder sind mit ihr ihrer Unbefangenheit die besten Seismographen für Warmherzigkeit, Ehrlichkeit und Liebenswürdigkeit der Erwachsenen. Die Lustigen und Humorvollen mögen sie ganz besonders.
Allein die Ankündigung, dass er mich am Wochenende in Anhausen auf der Schwäbischen Alb besuchen werde, hat bei den sieben- und 10jährigen Töchtern Marie und Jaqueline meiner Nachbarfamilie Frankenhauser immer für prickelnde Nervosität gesorgt. Ja, sie konnten es kaum erwarten, dass er wieder kommt und nicht irgendwas, sondern sich selber mitbringt.
Sie drückten ihre Nasen wartend ans Fenster. Und kaum fuhr sein Auto in die Einfahrt, waren sie auch schon da, um ihn mit Lachen und großer Freude zu begrüßen. Bei Dietmar Lamparters Tochter Jenny in Hamburg war es nicht anders. Sie nannte ihn den „Zauberer“.
In den Kindergärten der Region Zollern-Alb hat Dr. Dietmar Flachsland in der Zeit seines Wirkens als Leiter der Kieferorthopädischen Station der AOK Balingen hunderte von kleinen Buben und Mädchen einfühlsam an das Thema Kariesprohylaxe herangeführt.
Die Aufmerksamkeit der Kleinen hat er nicht mit Lektionen gewonnen, sondern durch spannende Geschichten, die er ihnen in seiner unspektakulären aber sehr vertrauens-würdigen und gleichwohl mitreißenden Art erzählte.
Zahlreiche Artikel und Fotos in der Regional-und AOK-Presse belobigen sein medizinpädagisches Konzept und zeigen die Kinder, wie sie ganz eng an ihn heranrücken und voller Stolz die Zahnbürsten in die Höhe strecken.
das Gute, das ein Mensch in die Welt hinaus gibt, geht nicht verloren
Jeder, dem das Geschenk einer engen Freundschaft mit Dietmar Flachland zuteil geworden ist, wird sich noch an die erste Begegnung mit ihm erinnern.
In meinem Fall führte uns die Fügung im Dezember 1976 am Portal des Sanitätsbereichs der Bundeswehr in Münsingen zusammen, wohin ich – ebenso wie Flaxi drei Monate vorher – nach der Grundausbildung in Stetten am Kalten Markt versetzt worden war.
Wir schauten uns an, lächelten und wussten: Das ist mein Kumpel, mein Spezi, mein Kamerad. Es war der Beginn einer 37jährigen Freundschaft, die im Laufe der Zeit gereift und stetig intensiver geworden ist. Es gab bis zu den letzten Wochen vor seinem Tod nur wenige Tage, an denen wir nicht zumindest via Telefon die Verbindung zueinander gesucht hätten.
Neben dem Teilen von Freude und Erfolgen gibt es auch bei den Problemen und Sorgen des Lebens niemanden, der einem besser helfen könnte, als eben jener beste Freund. Mir und anderen hat er diesbezüglich unglaublich viel geholfen.
Seine wunderbare Offenheit hat jedes Wachstum von Freundschaften zugelassen. So ist denn um ihn herum mit Freunden wie dem ZEIT-Journalisten Dietmar Lamparter, der Studenten-und Skigruppe um Dr. Frank Rössel mit Wilhelm, Dirk, Thomas, Lexi, Rolf, Michael, Kerstin, Sabine, mit dem Publizisten und Skatbruder Tim Cole und vielen, vielen anderen ein Kreis entstanden, in dessen Mittelpunkt Flaxi stand ohne dass er jemals eine Führungsrolle für sich hätte reklamieren müssen. Er wollte eigentlich nie im Mittelpunkt stehen, vielleicht aber haben gerade deshalb so viele Menschen – ähnlich wie Kinder bei der AOK– die Nähe zu ihm und seiner Mitte gesucht.
Wer wie Flaxi das Gute und Schöne in die Welt hinaus gibt, der ist in der Regel auch selbst sehr offen für eben dieses Gute und Schöne.
Die Kunst des maßvollen Genießens war Dr. Dietmar Flachland gegeben. Aufwändig zubereitete Saure Kutteln von der Alb und Egli-Filets vom Bodensee zählten zu seinen Lieblingsgerichten. Wer sich bei den gemeinsamen Stunden in der Küche versteht, der versteht sich auch sonst.
Am Herd gab er sich durchaus mit der Rolle des Assistenten zufrieden,weil er die eitlen Hobbyköche auf diese Weise zu Höchstleistungen motivieren konnte.
Die hatten ja Ihren Lohn, weil Flaxi immer interessiert fragte und Ihnen das Gefühl gab: der freut sich, dem schmeckt es.
Beim Wein hat ihm, dem Kind aus Pfälzer Landen, ohnehin niemand was vormachen können.
Wir Freunde wissen, was wir an unserem Flaxi verloren haben. Unser Schmerz und unsere Trauer sind sehr mächtig . Ohne ihn tut sich eine unfassbare Leere auf.
Woran sollen wir uns halten?
Zunächst einmal an seine Familie, der wir unser Beileid und Mitgefühl zum Ausdruck bringen wollen:
• Seiner lieben Mutter Vera Flachsland,
• seinen Schwestern Christine und Sabine mit Familien.
Sie waren in den letzten Wochen seiner schweren Krankheit so oft sie konnten im Zimmer 1018 des Singener Klinikums. Das hat unserem Dietmar, ich weiß es von ihm, viel Kraft gegeben, es hat ihn glücklich und auch stolz gemacht.
Halten können wir uns an seine Frau Mechthild Biechele, die ihm nicht nur in den schwersten und letzten Stunden seines Lebens am allernächsten war.
Sie war auch in den schönsten und glücklichsten Momenten des Lebens die Frau an seiner Seite.
Unterstützt von ihrer Schwester Elisabeth Kauder und ihrer ganzen Familie ist Mechi zuletzt ins Krankenhaus umgezogen, um Ihrem Liebsten in der Stunde des physischen Abschieds die Hand zu halten.
Ja, an diese Familien können wir uns halten – in großem Respekt und in Trost spendender Dankbarkeit für all das, was Sie für den von uns allen geliebten Freund Flaxi getan haben.
Was uns bleibt ist das, was in unseren Herzen weiterleben wird: die Erinnerung und das Gedenken an einen lieben Menschen, der so viel Gutes in die Welt hinaus gegeben hat.
Und wir wissen: Dieses Gute und dieser unser Flaxi, wird für uns nicht verloren gehen .