Ossi war mein bester Freund. Ich weiß nicht, ob ich sein bester Freund war. Das mit den Freunden ist im Zeitalter von Facebook ja etwas schwierig geworden. Ein Freund ist heute jemand, der mir wichtig ist – egal ob ich ihm jemals leibhaftig gegenüber gesessen bin oder nicht. Ich habe aktuell 758 Freunde auf Facebook. Das heißt, eigentlich sind es ja jetzt 757. Aber ich zähle Ossi immer noch mit, denn er ist dort ja immer noch sehr, sehr präsent.
Bei aller Wertschätzung für die so genannten Sozialen Medien würde ich aber meine Freundschaft mit Ossi ungern auf die gleiche Stufe stellen. Erstens haben wir uns schon lange gekannt, bevor es Facebook gab. Und zweitens waren es gerade die realen Begegnungen, die langen, langen Gespräche mit ihm, die mir in Erinnerung bleiben und die mir so sehr fehlen werden. „F2F“ heißt das in der seltsamen Kürzelsprache des alten Internet, zu dem Ossi und ich ja beide als „Urgesteine“ gehören. Und das ist nicht zu ersetzen, nicht durch alle E-Mails, alle Tweets, Postings, Likes oder eben alle Facebookfreundschaften der Welt.
Andererseits lebt Ossi ja gerade wegen Facebook weiter. Ich habe dort andere Freunde von Ossi kennen gelernt und dadurch erst wirklich erkannt, mit wie vielen Menschen auf der ganzen Welt Ossi als der vielleicht größte Netzwerker, den ich kenne, in enger oder auch nur loser Beziehung stand und für wie viele er eine Bezugsfigur, ein Leuchtturm oder vielleicht besser gesagt ein Lehrer war. Ossi war ja schließlich der Guru des deutschen Internets, und Guru, wie jeder Indienkenner weiß, bedeutet nichts anderes als eben Lehrer.
Ich habe sehr viele Nachrufe für Ossi schreiben müssen in den letzten Tagen: auf meiner Homepage, auf Czsylansky oder für den Stern. Ich habe dort alles gesagt, was ich zu sagen hatte. Und deshalb möchte ich jetzt andere zu Wort kommen lassen. Ich habe die vielen, vielen Beiträge auf Ossis und meiner Facebookseite nochmal durchgelesen und habe eine kleine Auswahl davon hier zusammengestellt.
Ich denke, das ist ganz im Sinne von Ossi, der das Internet von Anfang an als ein Ort der Begegnung und des Austauschs, also als ein zutiefst soziales Medium verstanden hat, lange bevor es das Wort „Social Media“ gab.
wir wissen es beide, es ist nur ein schritt aufs nächste level-
aber fehlen tust du mir dennoch.
see you, not soon, but see you!
Bernd Kolb
Rest In Internet Protocol!!!
Sebastian Rohr
Der wunderbare Kommentar eines Lesers der OP-Online zum Tod von Ossi:
Das Rezept für die Offenbacher Pfeffernüsse seiner Offenbacher Schwiegermutter das bislang nur analog zugänglich war hat er für uns öffentlich gemacht. Die meisten Offenbacher haben die Pfeffernüsse schon vergessen.
Das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken.
Jana Berlin
oje, ein paar mehr Jahre hätte ich Dir doch noch auf diesen Planeten gewünscht! So lauf ich am 9.11.2014 den Athen Marathon auch für dich; gute Reise…
Franz Lobusch
bleib online
Mark O Grande
Machs gut Ossi! Und Grüße an die anderen IT-Pioniere, die schon vom Jenseits „heruntergeladen“ wurden…
Michael Bernartz
Ich werde dich nie vergessen! Ohne dich waere ich heute nicht nur nicht der der ich bin, sondern vermutlich schon lange nicht hier!
Danke fuer alles!
Florian Brod
Immer ein Mann des Aufbruchs, jetzt kommst Du an. Ich danke Dir für Deine Inspiration und sende Dir Licht.
Ira Reckenthäler
I miss you already, Minister for Tomorrow…
Have fun in the afterlife!
Andreas Uthoff
Es mir eine Freude dich gekannt zu haben, ein Vergnügen mit dir über ‚The next big things‘ zu philosophieren und eine Inspiration mit dir zu arbeiten. Vaya con dios lieber Ossi…
Alexander Körner
Rest in pleasure, as you were well connected in life I’m sure your connection in the next level might be even better
Lars Rudin
om namo narayan
(die Anrufung der Energie Vishnus und ein Mantra für den Weltfrieden)
Krishan Puri
Bin gespannt, was Du da oben anstellst. Haben die schon WLAN?
Sebastian Lentz
Thanks for everything dude !!
Darren Cooper
Thank you for your vision and your friendship Ossi.
Thank you for your joy and your enthusiasm.
You. Will. Be. Missed!
Jim Sterne
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Ulrich Kampfmeyer
Und Tom Noeding schickte ihm dieses 1991 geschriebene Gedicht von Hans Sahl hinterher. Der mich daran erinnerte, dass Ossi und ich in unserem Buch „Digitale Aufklärung“ das Ende von Entfernung und Ortsgebundenheit in der Arbeitswelt von morgen vorausgesagt haben, nämlich:
Ich gehe langsam aus der Welt heraus
in eine Landschaft jenseits aller Ferne,
und was ich war und bin und was ich bleibe,
geht mit mir ohne Ungeduld und Eile
in ein bisher noch nicht betretnes Land.