Wenn man als Journalist über ein Thema schreiben soll ist es stets hilfreich, etwas davon zu verstehen. Als ich also von den Kollegen von „ProFirma“ den Auftrag erhielt, ein Stück über die neuen Kleinst-Laptops, den so genannten Netbooks, zu schreiben, habe ich mich gleich an die Pressestelle von HP gewandt und darum gebeten, ein solches Teil für ein paar Tage ausliehen zu dürfen, um mich damit vertraut zu machen.
Das Testgerät, ein nagelneuer HP Mini, steht vor mir auf dem Klapptisch der Lufthansa-Maschine von Bilbao nach München, und es macht dort eine sehr gute Figur. Zum einen, weil es dort reichlich Platz hat, im Gegensatz zu meinem sonstigen Reisebegleiter, ein Standard-Laptop, der links und rechts über die Tischplatte hinauszuragen pflegt. Vor allem aber macht sich der kleine Bildschirm bezahlt, denn der Herr im Sitz vor mir hat die Lehne nach hinten geklappt, um ein Nickerchen zu machen, was normalerweise das Aufklappen eines Laptops unmöglich macht. Der Bildschirm des Mini ist nur etwa halb so hoch wie der eines normalen Laptops und passt sogar unter die Klapplehne.
Womit wir allerdings bei dem größten Manko des Mini wären, nämlich der kleine Bildschirm mit einer Diagonale von 10,1 Zoll. Das ist guter Mittelmaß unter den „Sub-Notebooks“, die bei anderen Herstellern zwischen 7 und 12 Zoll groß sind. De facto zeigt der HP, wie die meisten solcher Geräte, nur den halben Bildschirminhalt auf einmal an, so dass man sehr oft rauf- und runterscrollen muss, was etwas gewöhnungsbedürftig ist. Und manchmal ist es sogar richtig ärgerlich, zum Beispiel als ich die Einstellungen meines Browsers verändern wollte und es nicht konnte, weil der alles entscheidende „OK“-Knopf unterhalb des Bildschirmrands und damit für mich unerreichbar war. (Der Vollständigkeit halber: Ich habe das Problem dadurch gelöst, dass ich den Mini vorübergehend an einen richtigen PC-Monitor angeschlossen habe, um die Einstellungen zu ändern. Leider hat man aber unterwegs meistens keinen Monitor zur Hand…).
Der Mini ist klein und silbern und ungeheuer elegant, was zu bewundernden, respektive neidvollen Blicken der Umstehenden führt und mir mehrere Kommentare von wildfremden Menschen einbrachte. Sie reichten von „ist der aber schön“ bis zu einem etwas spöttischen „so klein und schon ein Computer!“ Ein Kollege verstieg sich sogar zur Frage: „Na, ist das dein neuer Taschenrechner“, was unsinnig ist, denn der Mini passt nicht in die Jackentasche: Er ist etwa so groß und wiegt auch etwa so viel wie ein Autoatlas, also deutlich weniger als ein Laptop. Die Tastatur empfang ich dagegen als gewöhnungsbedürftig: Sie besteht aus lauter glatten, silbernen Tasten, auf den die Finger leicht ausrutschen können, so dass ich mich ziemlich vertippe und korrigieren muss. Und das Touchpad-Feld mit den links und rechts daneben liegenden Mausknöpfen. Irgendwie komme ich immer mit dem Handballen auf das Berührungsfeld, wenn ich klicken will, so dass sich der Mauszeiger blitzschnell von dem Punkt wegbewegt, den ich eigentlich anvisiert hatte, und ich muss nochmal von vorne zielen.
HP ist nach meinen Informationen so ziemlich der einzige Hersteller, der sich traut, einen Netbook mit Windows Vista anzubieten. Alle anderen rüsten ihre Kleinchen mit XP aus oder mit Linux. Ich kann verstehen, warum: Auf meinem Bürorechner habe ich Vista nach kurzen, leidvollen Erfahrungen gleich wieder runtergeschmissen, weil er das Arbeiten langsam und ärgerlich macht. Das gilt auf einem Mini-Notebook gleich doppelt. Fachleute, mit denen ich gesprochen habe, sagen allerdings, dass Netbooks wunderbar mit dem neuen Windows 7-Betriebssystem laufen, das bislang nur als Beta verfügbar ist, aber vielleicht sollte gleich daran denken, wenn man dieses Gerät von HP kauft.
Richtig unglücklich war ich eigentlich nur mit der Batterielaufzeit des HP Mini. Kollegen von mir, die mit ähnlichen Geräten anderer Hersteller arbeiten wie zum Beispiel Asus, Acer oder Dell berichten von vier, fünf oder sogar sechs Stunden, die sie ohne Steckdose ausgekommen sein sollen. Ich habe es mit dem HP höchstens auf zwei gebracht – nämlich genau auf die Dauer des Flugs von Bilbao zurück nach München. Kurz bevor die Stewardess uns über Bordlautsprecher aufforderte, unsere elektronischen Geräte zur Landung auszuschalten, tat es der HP von alleine. Nun, vielleicht hat HP ja heimlich eine ganz neuentwickelte Art von Sprachsteuerung erfunden und in sein Mini eingebaut. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Batterie einfach ein bisschen schwach ist auf der Brust.