Computer werden dem Menschen immer ebenbürtiger. An dieser Stelle ist schon öfter die Rede von Watson und der Entwicklung so genannter „cognitive computer“ die Rede gewesen, also Rechnersysteme, die, wenn auch nicht denk-, so doch lernfähig sein werden. Doch wie werden wir eines Tages feststellen können, ob unser PC so schlau ist wie wir (oder ob er zumindest so tun kann)?
Den „Intelligenztest für Computer“ hat ja bekanntlich der britische Kryptologe Alan Turing bereits 1950 erfunden, also lange bevor es überhaupt einen „Computer“, so wie wir ihn heute verstehen, gegeben hat. Der „Turing-Test“ unterhält sich der Tester mittels eines beliebigen Telekommunikationsmittels mit zwei ihm unbekannte und für ihn unsichtbare Kandidaten; einer ist ein Mensch, der andere der Computer. Wenn der Tester nicht in der Lage ist fstzustellen, wer von beiden das Elektronenhinr ist, muss davon ausgegangen werden, das der Computer über kognitive Fähigkeiten verfügt, die von denen eines Menschen nicht unterscheidbar und deshalb als ebenbürtig angesehen werden müssen („to generate performance indistinguishable from that of a human being“). Eine schön gedrechselte Formulierung, wie sie vermutlich nur einem Briten einfallen könnte.
Aber müssen wir nicht schon einen Schritt weiter denken? Was ist, wenn der Computer, sagen wir mal, eine Intelligenz aufweist, die nur dem eines leicht zurückgebliebenen Achtklässlers entspricht? Oder den Bildungsstand eines anatolischen Landarbeiters? Anders ausgedrückt: Wie intelligent muss der Mensch sein, damit er als Kandidat beim Turing-Test überhaupt qualifiziert ist? Muss sich der Computer an einem Einstein messen, oder an Otto Normalverbraucher? Und wie definieren wir den?
Wenn man diesen Gedankenstrang konsequent zu Ende denkt, dann müssten wir eigentlich auch eine Art Turing-Test für den Menschen erfinden; einer der uns die Sicherheit gibt, dass wir es tatsächlich mit einem ebenbürtigen Gegenüber zu tun haben – und zwar auf beiden Seiten.
Es gibt übrigens einen Preis , der 1991 vom US-Millionär Hugh Gene Loebner ausgeschrieben wurde und den der Programmierer des ersten Computerprogramms erhalten soll, das einem Turing-Test über 25 Minuten standhält. Es geht immerhin um 100.000 Dollar, und der Preis ist noch zu haben. Das obwohl seit 1991 regelmäßig Turing-Turniere veranstaltet werden. Der letzte fand an der Universität von Exeter statt. Dort wurde wieder nur eine Bronzemedaille verliehen an Steve Worswick, dem Entwickler des Chatbots „Mitsuku“. Der ist immerhin mit 4000 Dollar dotiert, aber der Hauptpreis wartet immer noch darauf, abgeholt zu werden.
Aber selbst wenn jemand den Preis gewönne: Wie viel ist er wirklich wert, wenn nicht umgekehrt vorher festgestellt wird, wie intelligent der menschliche Counterpart war?
Wir brauchen also einen „umgekehrten Turing-Test“, und das möglichst rasch. Denn die Computer holen gerade rasend schnell auf. Ob wir da noch mitkommen, muss sich erst noch weisen.