Hatten Sie neulich auch beim Anblick einer mit den Tränen kämpfenden Hillary Clinton plötzlich einen Kloß im Hals? Guter Trick, gell?
Die Bilder gingen um die Welt: Eine in Iowa geschlagene Hilary, wie sie mit erstickter Stimme und sichtlich um Fassung ringend die Frage einer Anhängerin beantwortet, wie sie das denn alles nur schaffe, der ganze Wahlkampf, die vielen Auftritte, die bösen Gegner, die noch viel bösere Presse. „Es ist nicht leicht, es ist nicht leicht“, seufzte sie, und kämpfte gegen die Tränen. Millionen von Fernsehzuschauern hätten ihr in diesem Moment gerne ein Taschentuch gereicht. Allerdings brauchten viele von ihnen ja selber eines: Endlich hat die eiserne Lady gezeigt, dass auch sie Gefühle hat und kein von Beratern programmierter Wahlkampf-Roboter ist.
Die politischen Kommentatoren waren sich heute Morgen auch alle einig: Mit der Tränen-Nummer hat Hilary ihre Kampagne gerettet, die gerade im Begriff war, sich mit einer Immelmannrolle zu verabschieden. Was sollte sie, die fleischgewordene Symbolfigur des verkrusteten politischen Establishments, sozusagen die Verkörperung des „alten“ Washington, auch einer kennedyhaften Lichtgestalt wie Barack Obama entgegensetzen.
Jeder Ehemann weiß: Wenn eine Frau mal weint, hat sie gewonnen. Es gibt einfach nichts, was ein Mann in dieser Situation tun kann, um noch halbwegs gut auszusehen. Ihm bleibt nicht anderes übrig, als den Kopf schuldbewusst zu senken und abzuwarten, bis sich das emotionale Gewitter wieder verzogen hat.
In sofern war es eigentlich ganz klar, dass Hilary früher oder später die endgültige Waffe einer Frau einsetzen würde. Mich überrascht nur, dass sie es so früh getan hat. New Hampshire ist doch nur ein Vorgeplänkel. Was will Sie denn tun, wenn es an Super Tuesday Anfang Februar schlecht für sie läuft? Sich vor laufender Kamera ins Fensterkreuz stellen und drohen, hinunteWashingtonr zu springen?
Die Tränennummer war die Waffe der Verzweiflung. Aber sie funktioniert leider nur ein Mal. Ja, sie hat damit ihren Kopf diesmal tatsächlich aus der Schlinge gezogen. Sie hätte sich den Trick besser aufgehoben, denn zum Wahltag im November ist es noch ein langer und steiniger Weg.