Der erste Schritt ins Internet ähnelt für viele Leute immer noch dem Aufbruch zu einer Abenteuerreise mit ungewissem Ausgang. Doch spätestens beim ersten Trip entlang der Datenautobahn stellen sie fest, dass in weiten Teilen des Internets im Grunde nur ganz normaler Alltag herrscht. Menschen schreiben sich gegenseitig Briefe, treffen sich zum Quatschen in einer Newsgroup, blödeln ein bisschen herum oder betreiben ernsthafte Geschäfte, je nach Veranlagung und Tageszeit. Das Wort von der „virtual community“, dem virtuellen Kommunalwesen im Cyberspace nimmt, je vertrauter Sie mit dem Net werden, immer konkretere Gestalt an.
Wie in jeder menschlichen Gemeinde gibt es auch im Internet gewisse Spielregeln, an die sich möglichst alle halten sollten, um ein reibungsloses Miteinander zu gewähr-leisten. Allerdings können diese Spielregeln je nachdem, wo Sie sich gerade befinden, durchaus anders sein. Im New Yorker Lower East Side gelten andere Konventionen als in München-Grünwald, und im Hamburger Hafenviertel oder in Berlin-Kreuzberg achtet kein Mensch auf Dinge, die in einem gutbürgerlichen Wohnviertel als Skandal gelten würden.
Die 10 Gebote des InternetAuf dem Internet ist das nicht anders. In einer Newsgroup zum Thema Topflappenhäkeln herrscht gewiss ein anderer Umgangston als der in dem bereits zitierten Beschimpfung-Forum alt.flames. Sie werden in der Praxis nicht umhin kommen, sich den jeweiligen Gegebenheiten anzupassen, je nachdem wo es Sie in den verschlungenen Weiten der Infobahn gerade hin verschlagen hat. Toleranz ist angesagt – ebenso wie Rücksichtnahme und Respekt vor der Meinung anderer.
Eines ist auffällig, wenn Sie im Cyberspace mit anderen zusammenkommen, nämlich das meist recht hohe Niveau der Auseinandersetzung. Das ist sicherlich ein Vermächtnis aus den Frühtagen des Internet, das im universitären Bereich entstand. Sie werden viele hochgebildete und gescheite Leute finden – was nicht unbedingt heißen muss, dass sie auch sympathisch sind.
Das Thema Ethik und Internet ist für viele, die sich auf dem Net tummeln, mehr als nur eine leere Worthülse. Es gibt eine eigene Institution, die sich „Computer Ethics Institute“ nennt und die sich eines regen Zuspruchs aus der Szene erfreut.
Dort wurden vor einigen Jahren ein paar Grundsätze erarbeitet, die mittlerweile als die „Zehn Gebote der Computer-Ethik“ auf dem Internet allgemeine Anerkennung, wenn auch nicht immer allgemeine Beachtung finden. Sie sind ein quasi nichtreligiöses Glaubensbekenntnis, und sie zeigen, dass es zumindest einigen Leuten sehr ernst ist mit der Frage nach dem Sinn dessen, was sie da im Cyberspace tun. Es ist deshalb vielleicht keine schlechte Idee, diese zehn Leitsätze diesem Kapitel, in dem es ja um Verhalten im Alltag geht, voranzustellen.
Die 10 Gebote der Computerethik
1. Du sollst den Computer nicht benützen, um anderen Menschen Schaden zuzufügen.
2. Du sollst nicht die Arbeit anderer am Computer behindern.
3. Du sollst nicht in den Computer-Daten anderer Leute herumschnüffeln.
4. Du sollst den Computer nicht benützen um zu stehlen.
5. Du sollst den Computer nicht benützen, um falsches Zeugnis abzulegen über Deinen Nächsten.
6. Du sollst keine Software benützen oder kopieren, die Du nicht rechtmäßig erworben hast.
7. Du sollst nicht die Computerressourcen anderer ohne Erlaubnis benützen.
8. Du sollst Dir nicht das geistige Eigentum anderer unberechtigt aneignen.
9. Du sollst Dir über die sozialen Auswirkungen des Programms, das Du schreibst, im Klaren sein.
10. Du sollst im Umgang mit dem Computer stets Rücksicht und Respekt für andere zeigen.