Der lange Weg zum Kindle

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Der Ärger kündigte sich schon kurz nach dem Erscheinen an. Am 5. Oktober wurde mein neues Buch, „Digitale Transformation“, im Müchner Presseclub feierlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Wenige Tage später erschienen die ersten Online-Rezensionen, das Buch begann in der Amazon-Verkaufshitliste langsam nach oben zu klettern. Und dann das: Am 16. Oktober schrieb Heide Schall, PR-Fachfrau aus München, auf Twitter diese ominösen Zeilen:

Dass es „Digitale Transformation“ von @tcole1066 nur als gebundene Ausgabe und nicht als E-Book gibt, finde ich doch etwas befremdlich.

Es gab Diskussionen, die alten Anhänger des Papierbuchs widersprachen. Roland Holitzky schrieb zum Beispiel:

Für mich ist ein Buch immer noch ein Buch zum angreifen, mitnehmen, aufstellen im Regal und nicht nur eine Datei.

Heide erwiderte darauf:

Ich finde man kann gerade mit Sachbüchern in digitaler Form viel besser arbeiten. Stichworte suchen, markieren, etc. Empfinde es inzwischen eigentlich als Standard, als Kunde die Wahl zu haben. Ist bei anderen Sachbüchern ja auch möglich. Denn schließlich geht es bei der digitalen Transformation ja auch darum, Angebote und Prozesse stärker an Kundenbedürfnissen auszurichten. Meine berücksichtigt das Angebot momentan jedenfalls nicht.

Da ich selbst die Sache ja auch recht peinlich fand, habe ich sofort beim Vahlen-Verlag nachgehakt. Dort fiel man aus allen Wolken. Das Buch sei auch in der elektronischen Fassung ordnungsgemäß ausgeliefert worden. Man werde der Sache nachgehen.

Es dauerte und dauerte. Und inzwischen kamen immer mehr Mail, Tweets und Facebook-Posts herein, in denen es immer wieder um die Paradoxie eines Buchs über Digitale Transformation ging, das nur analog erhältlich sei. So schrieb beispielsweise ein gewisser Vito Baggiolini:

Bin heute zufällig auf Amazon.de auf Ihr Buch „Digitale Transformation“ gestoßen. Da ich Informatik-Ingenieur bin, habe ich mich sofort dafür interessiert und wollte mir eine Leseprobe auf meinen Kindle schicken lassen.

Zu meinem großen Erstaunen ist es auf Amazon nur als Gebundene Ausgabe erhältlich. Ähnlich sieht es auf der entsprechenden Internet-Seite von Vahlen.de aus.

Na also, wenn das kein Verschlafen der Digitalen Transformation ist 😉

Ich hoffe wirklich, dass die E-book Version bald folgt… ich kaufe nämlich seit über 10 Jahren keine Papierbücher mehr!

Ich habe diese Diskussion in mehreren Beiträgen auf Facebook thematisiert. Schließlich will man sich ja nicht gerne nachsagen lassen, dass man selbst die Digitale Transformation verschlafen hat… Es gab heftige Zustimmung, und ich war selbst überrascht zu sehen, wie viele es inzwischen schon gibt, die komplett auf E-Books umgestellt haben. Irgendwie kann ich es ja nachvollziehen: Seit ich stolzer Besitzer eines „Kindle Paperwhite“ bin, lese ich auch zumindest Belletristisches fast nur noch elektronisch. Es geht so weit, dass ich digitale Ausgaben von Büchern, die bei mir im Regal stehen, kaufe, um sie unterwegs auf dem Kindle nochmal zu lesen.

Der Diskurs über das Fehlen einer Digitalausgabe meines eigenen Buchs ging inzwischen munter weiter, und irgendwann ist es sogar jemandem bei Amazon aufgefallen, dass da offenbar etwas schiefgelaufen sein muss. Jedenfalls schrieb eine gewisse Elisabet auf Facebook:

Gerne frage ich in unserer Fachbuchabteilung nach, ob oder wann „Digitale Transformation“ bei uns als E-Book verfügbar sein wird.

Meiner lieben Frau war es dann vorbehalten, das Rätsel zumindest zum Teil zu lüften. Sie schaute, wie ich auch, jeden Morgen bei Amazon rein, jedes Mal vergeblich, und irgendwann fiel ihr ein Kästchen auf neben den „Produktinformation“, in dem es einen Link gab zum (separaten) Kindle-Shop von Amazon. Und dort wurde sie fündig. Das Buch gab es also schon die ganze Zeit elektronisch – nur hatte Amazon es so gut versteckt, dass es niemand finden konnte.

Was lernen wir daraus? Erstens, dass E-Books auch in Deutschland auf dem Vormarsch sind. Viele Menschen haben sich schon komplett darauf umgestellt. Und ein Buch, das nicht in elektronischer Form angeboten wird, verkauft sich schlechter. Ich denke, das wird einige gerade in der Bücherbranche aufhorchen lassen.

Und zweitens? Dass auch Amazon Fehler macht. Aber warum auch nicht: Schließlich arbeiten da ja auch noch Menschen und nicht nur Algorithmen…

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