Ein Grundübel unserer digitalen Zeit ist, dass wir ständig das Gefühl haben, verfolgt zu werden. Unsere Smartphones, so sagt man, sind vollgestopft mit Sensoren die ständig unsere Bewegungen aufzeichnen und daraus Bewegungsprofile von uns erstellen. Was genau mit diesen Profilen passiert, weiß eigentlich niemand so recht, aber es erzeugt jedenfalls bei mir ein leichtes Gefühl des Unwohlseins. Vielleicht sind es nur Werber, die wissen wollen, wo ich gerne einkaufe. Und wenn ich ein Verbrechen begehen würde, könnte mich die Polizei über mein Smartphone ziemlich schnell dingfest machen. Da ich aber eher ein ehrlicher Mensch bin, macht mir das weniger Sorgen. Dafür wäre ich ganz froh, wenn man mich im Falle eines Unfalls dank Smartphone-Ortung schneller finden und Hilfe holen könnte. Also habe ich ein eher zweigespaltenes Verhältnis zum Thema Tracking.
Allerdings hätte ich schon gerne die Kontrolle darüber, wer mir so alles digital hinterherläuft, und so habe ich mich sehr über den Beitrag von Jennifer Valentino und Natscha Singer in den New York Times gefreut mit der Headline: „Wie Sie Apps daran hindern können, Ihren Standort zu verfolgen„. Sie geben darin nämlich Tipps, die so einfach sind, dass selbst ich sie verstehe.
Zuerst, sagen Sie, geht man in die Einstellungen und sucht nach dem Punkt „Privacy“ oder „Datenschutz“. Beim Apple iOS, das ich verwende, ist das Symbol dafür eine weiße Handfläche auf blauem Grund.
Dort sucht man dann den weißen Aufwärtspfeil auf blauem Grund, der mit „Location Services“ oder „Ortungsdienste“ markiert ist.
Ein Mausklick später, und schon sieht man die Liste der Apps, die berechtigt sind, mich zu verfolgen. Dort gibt es genau drei Optionen: „immer“, „beim Verwenden“ oder „nie“. Und da wird es dann hochinteressant. Es stellt sich nämlich heraus, dass manche App-Entwickler zurückhaltender sind als andere und offenbar der Privatsphäre ihrer Kunden mehr Beachtung schenken als andere.
Die Bahn, zum Beispiel, verwendet die Voreinstellung „beim Verwenden“, ebenso Apples App Store und Aer Lingus, die Fluggesellschaft, die uns immer zu unseren Kindern nach Irland bringt.
Facebook und Google, dagegen, wollen „immer“ tracken, genau wie die Deutsche Lufthansa oder TripAdvisor. Ich habe jetzt alle auf „beim Verwenden“ umgestellt, und genieße nun das schöne Gefühl, nur dann unter Beobachtung zu stehen, wenn ich das auch will. Jedenfalls ist mir klar, wenn ich eine dieser Anwendungen starte, dass ich dem Betreiber Zugang gebe, und das macht für mich in dem Moment auch Sinn.
Aber stimmt das auch? In TechRepublic schrieb neulich Olivia Kraut: „Dein Smartphone kann dich selbst dann tracken, wenn GPS und das Ortungssystem ausgeschaltet sind.“ Darin erfahre ich, dass die Sensoren, die beispielsweise die Zeitzone sowie die Meereshöhe ermitteln, in der ich mich befinde, auch dann noch Daten sammeln und senden, wenn ich auf „Flugmodus“ umgestellt habe, mich also eigentlich unsichtbar wähne. Mittels einer Technik namens „PinMe“, die von Studenten an der Princeton-Universität entwickelt worden ist, lassen sich solche Daten mit anderen Quellen, die gar nicht von meinem Smartphone stammen müssen, verknüpfen, um jederzeit meine genaue Position ermitteln zu können.
Solche Funktionen werden typischerweise, so schreibt sie, von Fitness-Trackern wie FitBit verwendet, aber auch von Apps wie Runtastic, auf die ich mich immer beim Morgenlauf verlasse. Die Entwickler von PinMe raten den Smartphone-Herstellern dringend, eine Möglichkeit zu schaffen, auch diese Sensoren auf Wunsch zu deaktivieren. Mal schauen, ob sie dem Rat folgen.
Das alles bestätigt nur wieder einmal, dass wir selber schuld sind, wenn wir uns von den großen Techfirmen auf Schritt und Tritt ausspionieren lassen. Ich habe zehn Minuten gebraucht, um alle Apps auf meinem Smartphone sozusagen auf „Standby“ zuschalten. Ich fühlte mich sofort besser – auch wenn so eine kleine Stimme in meinem Kopf mir immer noch von Zeit zu Zeit einflüstert: „Und sie sehen dich doch.“ Aber damit kann ich erst einmnal leben.