Es gibt, wie Dorina Pascher neulich so treffend in den Salzburger Nachrichten schrieb, im Wesentlichen vier Gründe, weshalb es in den drei deutschsprachigen Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz so überdurchschnittlich viele Impfmuffel gibt.
- Wissenschaftsskepsis: Vor allem die Österreicherinnen und Österreicher haben demnach ein besonders schlechtes Bild von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern. Im EU-Vergleich belegt Österreich den letzten Platz. In Deutschland sieht es nicht viel besser aus: Der Nachbar liegt auf dem drittletzten Platz.
- Esoterik: Deutschland ist die Heimat der Anthroposophie, eine seltsame Mischung aus Pseudowissenschaft und Spiritualität, und im Alpenraum gibt es besonders viele dieser Walldorfschulen, in denen die Jünger von Rudolf Steiner auch 100 Jahre nach dem Tod ihres Gründers immer noch glauben, Krankheiten müssten vor allem spirituell bekämpft werden. Impfen sah der große Guru immer als problematisch an.<
- Bei ihnen stehen auch Medikamente hoch im Kurs, deren Wirkstoff nur in ihrer Einbildung besteht – sie nennen es „Homöopathie“, und es ist der reinste medizinische Bullshit! Aber das kriegst du aus diesen Leuten nicht raus, die glauben an Bachblüten statt Biontech! Dieser Hang zur Esoterik und Spiritualität geht überigens eng einher mit der abnehmenden Mitgliederzahl der beiden großen Kirchen in diesen drei Ländern.
- Risikowahrnehmung: Es geht ihnen einfach schon zu lange zu gut. Die schlimmsten Krankheiten der Menschheitsgeschichte wie Masern, Pocken, Dyphterie und Tuberklose sind entweder ganz oder weitgehend ausgerottet – und zwar dank Impfung! Außerdem leben wir, was die Gesundheitsvorsorge angeht, im Schlaraffenland. Da fast niemand mehr Erfahrung mit tödlichen Infektionskrankheiten hat, glauben sie nicht mehr daran.
- Autonomie: Gerade die Alpenbewohner haben eine besonders ausgeprägte Kultur der Eigenständigkeit entwickelt. Frau Pascher macht das sehr treffend an dem bayerischen Volkslied fest: „Auf den Bergen wohnt die Freiheit.“ Mit dem Drang nach Autonomie gehe aber auch eine gewisse Skepsis gegenüber staatlichen Eingriffen einher, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu beobachten sei: Man lasse sich nicht impfen, nur, weil es der Staat sagt. Nicht umsonst leben in diesen drei Ländern die meisten Staatsverweigerer!
Die Quittung für diese Mischung aus Ignoranz, Aberglaube und Starrköpfigkeit bekommen wir Alpenbewohner jetzt gerade zu spüren: Die drei deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und die Ostschweiz haben die niedrigsten Impfraten in Europa. Und unser schöner Salzburger Lungau hatte vor kurzem die höchste Inzidenzrate in ganz Europa! Nur 65 % der Schweizer Bürger haben sich bisher impfen lassen, in Österreich sind es 66 % und in Deutschland 68 %.