„„In wie vielen Staaten ist Englisch Amtssprache und/oder Landessprache?“, wollte heute jemand auf Quora wissen.
Nun, ich bin ja in Amerika geboren, und Englisch ist meine erste Muttersprache – obwohl es in den USA überhaupt keine Amtssprache gibt. Und wenn es eine gäbe, dann könnte sie genauso gut auch Deutsch sein, denn über 45 Millionen US-Bürger gaben in der 2015 durchgeführten American Community Survey „German“ als ihre Hauptabstammung an. Damit sind die Deutschamerikaner die größte ethnische Bevölkerungsgruppe in den Vereinigten Staaten. Nur 22,8 Millionen gaben selbst an, englischer Herkunft zu sein.
Es gibt aber tatsächlich 57 Staaten, in denen Englisch die offizielle Staats- oder Amtssprache ist, nämlich:
Anguilla, Antigua and Barbuda, Australia
Bahamas, Barbados, Belize, Bermuda, Botswana, British Virgin Islands
Canada (außer Quebec), Cayman Islands
Dominica, Fiji, Gambia, Ghana, Gibraltar, Grenada, Guyana
Ireland, Republic of, Ireland, Northern
Jamaica, Kamerun, Kenya, Lesotho, Liberia
Malawi, Malta, Mauritius, Montserrat
Namibia, Neuseeland, Nigeria, Papua New Guinea
St. Kitts and Nevis, St. Lucia, St. Vincent and the Grenadines
Schottland, Seychelles, Sierra Leone, Singapore
Solomon Islands, Südafrica, Swaziland
Tanzania, Tonga, Trinidad and Tobago, Turks and Caicos Islands
Uganda, Vanuatu, Vereinigtes Königreich, Wales
Zambia, Zimbabwe
Warum das so, ist dazu müßte man vermutlich tief in die Kolonialgeschichte tauchen, die ja schon mit der Eroberung Schottlands begann. Northumbrian Old English hatte sich schon im 7. Jahrhundert im Südosten Schottlands bis zum Fluss Forth etabliert. Mittelenglisch kam im 12. und 13. Jahrhundert aus dem Norden und den Midlands von England und verdrängte allmählich das ursprüngliche Cumbric, das seinerseits vom Gälischen verdrängt wurde, das sich von der schottischen Westküste nördlich des Clyde in den Osten ausbreitete und Hofsprache wurde, bis es im frühen 12ten Jahrhundert am Hof von normannischem Französisch ersetzt wurde.
Das Englische wurde von seinen Sprechern als „Inglis“ bezeichnet, während der Rest „Scottis“ sprach. Im frühen 16. Jahrhundert war das damalige Inglis zur Regierungssprache geworden, und seine Sprecher begannen, Scottis als „Schottisch-Gälisch“ zu bezeichnen.
So ähnlich lief es auch in Irland ab. Und in den Ländern, über die England ihre Kolonialherrschaft ausbreitete, also in Afrika, der Karribik, in Asien und im Pazifik, war Englisch die Sprache der Herrscherschicht – der Beamten, Plantagenbesitzer und Kaufleute. Das gemeine Volk – einheimische und eingeschleppte Sklaven – sprachen meist ein Kauderwelsch namens „Pidgin English“, in dem sich Englische Sprachbrocken mit Begriffen aus ihren jeweiligen Heimatsprachen vermischten.
Indien ist ein Sonderfall, denn Amtssprach ist hier Hindi, aber „Indian English“ gilt als die Variante des Englischen, die von den meisten Menschen auf der Welt gesprochen wird. Die Inder nennen „British English“ gerne spöttisch einen Minderheiten-Dialekt. Englisch ist offizielle Amtssprache in 7 indischen Bundesstaaten und 5 Unionsterritorien sowie zusätzliche Amtssprache in 7 Bundesstaaten und 1 Unionsterritorium. Englisch ist auch die alleinige Amtssprache der indischen Justiz, es sei denn, ein Gouverneur oder die Legislative eines Bundesstaates schreibt die Verwendung einer regionalen Sprache vor. Es gibt in Indien mindestens 19.500 Muttersprachen, wovon 22 laut Verfassung den Status einer „Neben-Amtssprache“ genießen.
Und geblieben ist auch die Kluft zwischen amerikanischem und britischem Englisch, von denen George Bernard Shaw bekanntlich behauptet hat, sie seien „zwei Nationen, die durch eine gemeinsem Sprache getrennt sind.“