In der Straßenbahn auf dem Weg von der Messe zum Flughafen habe ich diesen kurzen Kommentar auf LinkedIn gepostet:
Das Problem der CeBIT ist, dass sie verarmt. Die Aussteller bleiben weg, Zuschauer kommen alle mit einer kostenlosen Messekarte rein. Die Folgen sind deutlich zu spüren: WLAN war früher natürlich überall auf der CeBIT umsonst. Jetzt müssen wir dafür bezahlen. Der Presse-Shuttle, der uns Journalisten wirklich das Leben leichter gemacht hat, ist nach 29 Jahren abgeschafft worden, genau wie das Presserestaurant, wo man sich früher ungestört mit Informanten und Kollegen treffen konnte. Überall wird/muss gespart werden, und so baut man sich schrittweise selbst ab. Meine Prognose: Die CeBIT wird es, zumindest als eigenständige Messe, höchsten noch 3-4 Jahre geben.
Was mich am meisten gefreut hat waren die Reaktionen darauf, die ich deshalb auch hier gerne wiedergeben möchte.
Ich habe viele gute aber auch ein paar schlechte Erinnerungen an die Cebit. Ich war schon 15 Jahre nicht mehr auf der CeBIT, davor 12 mal jedes Jahr! Die Gastfreundschaft der Gastfamilien ist für mich unvergesslich! Die zum Teil wilden Parties der frühen 90er werden immer mit mir bleiben! Die Kameradshaft der Aussteller war ungewöhnlich. Ich vermisse nicht die jährliche Grippe zum Ende jeder CeBIT die immer ein zwei Wochen mit mir blieb, oder die Menschenmassen und Staus. Die CeBIT ist ein Anachronismus, ein Dinosaurier, den ich schon jetzt sehr vermisse!Oliver Fischer-Samano
ICT Senior Manager at Coesia S.p.A.
„Dann würde sich der Kreis wieder schließen und die CeBIT wieder ein Teil der Industriemesse sein, wie sie es bis Anfang der 80er war. Ich fand es sogar spannender und vielfältiger!“
Alois Wollnik
Managing Partner bei KWP
„Ich war in diesem Jahr zum zweiten Mal innerhalb der letzten 29 Jahre NICHT auf der CeBIT. Es geht auch ohne. Trotzdem vermisse ich schon einige gute Kontakte und Gespräche, die ich auf der CeBIT immer hatte. Vom Presse-Shuttle hängt das aber nciht ab ;-)“
Michael Kausch
PR and Social Media Professional
„Ich bin dieses Jahr schon nicht mehr hin. Der E-Health-Bereich wurde fast vollständig aufgelöst. Der Public Sector Parc ist geschmolzen. Im Forschungsbereich sind manche nicht mehr da, die ich sehen wollte. Ich war ab Ende der 70er immer da (auch in der Halle-1-Zeit 🙂 Aber vielleicht haben wir auch zu viel Digitalisierung, die den Nutzen des Besuches vermindert?“
Wolfgang Ksoll
Management Consultant
„Habe heute noch im Gespräch mit Kollegen gesagt, dass ich denke, dass die Industriemesse und CeBIT wohl wieder zusammengelegt werden. Es war sehr wenig los, nicht verbundene Inseln (z. B. Chinesen bleiben unter Chinesen), wenig echte Innovation (es ist schon peinlich, Nutzeroberflächen im Stil der 80er auf dem großen 4K Schirm zu zeigen). Die CeBIT erzählt als Ganzes keine Geschichten … für Kunden fehlt der rote Faden. Einige Foren waren sicherlich interessant, auch der Telekom Stand hatte einen gewissen Charme, aber im Großen und Ganzen fehlte es an „Neuigkeitswerten“… Kurz: Ich war 12 Jahre nicht mehr da und hatte nicht das Gefühl, dass sich seither irgendetwas zum Besseren gewendet hätte, im Gegenteil….“
Lutz Becker
Studiendekan Sustainable Marketing & Leadership Hochschule Fresenius
PS: Sehr lesenswert ist auch der Kommentar meines Freundes und Mitstreiters Christian Spanik im Digisaurier-Blog
Eine Antwort auf Die CeBIT schafft sich ab!