Fundsache

Bei der Recherche zum untenstehenden Beitrag über Serendipität bin ich – ganz per Zufall – auf ein wunderbares Gedicht von Eugen Roth gestolpert, das ich vor vielen Jahrn gelesen und wieder vergessen hatte – bis auf den herrlichen Halbsatz am Ende mit der vielleicht verschlungensten (und verschrobensten) Redewendung, zu der die deutsche Grammatik fähig ist.

 

 

Falscher Verdacht
Eugen Roth

Ein Mensch hat meist den übermächtigen
Naturdrang, andre zu verdächtigen.
Die Aktenmappe ist verlegt.
Er sucht sie, kopflos und erregt,Und schwört bereits, sie sei gestohlen,
Und will die Polizei schon holen
Und weiß von nun an überhaupt,
Dass alle Welt nur stiehlt und raubt.

Und sicher ist’s der Herr gewesen
Der, während scheinbar er gelesen –
Er ahnt genau, wie es geschah …
Die Mappe? Ei, da liegt sie ja!

Der ganze Aufwand war entbehrlich.
Und alle Welt wird wieder ehrlich.
Doch den vermeintlich frechen Dieb
Gewinnt der Mensch nie mehr ganz lieb,

Weil der die Mappe, angenommen,
Sie wäre wirklich weggekommen –
Und darauf wagt er jede Wette –
Gestohlen würde haben hätte!

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