Der österreichischer Nationalökonom Joseph Schumpeter (1883-1950) lag richtig mit seiner Idee der „schöpferischen Zerstörung“: Kapitalismus war für ihn und seine Anhänger ja Unordnung, die fortwährend durch innovative Unternehmer entsteht, die neue Ideen in den Markt tragen. Diese Unordnung war für ihn die Ursache von Fortschritt und Wachstum.
Die Technologiebranche liefert laufend Beispiele für eine derartige kreative Unordnung. IBM und Apple in den 1980ern, Microsoft und Netscape in den 1990ern Jahren, die Big 4 (Apple, Google, Facebook und Amazon) im 21. Jahrhundert: Stets geht es darum, sich einen Vorteil auf Kosten der anderen zu verschaffen. Anfangs blieb jeder noch brav bei seinen Leisten: Google machte Suche, Apple baute Computer, Amazon verkaufte Bücher und Facebook machte die Leute zu Freunden. Heute sieht die Welt der Big 4 aus wie eine Landkarte aus dem Mittelalter, wo jeder gegen jeden kämpft oder sich mit dem einen gegen den anderen verbündet, um sich strategische Vorteile zu verschaffen.
Es gibt eine deutliche Parallele zur Ära der sogenannten „Robber Barons“, der Räuberkapitalisten, die das goldene Zeitalter in Amerika um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert geprägt haben. Der Wilde Weste war gezähmt, und große Männer wie John D. Rockefeller, Cornelius Vanderbilt, Andrew Carnegie und J. Pierport Morgan haben in der Folge Imperien geschaffen und sie skrupellos ausgebeutet.
Historiker werden vielleicht einmal vom „Goldenen Zeitalter des Internet“ sprechen, eine hektische Zeit ohne feste Regeln und klare Aufsichtsfunktionen, die erst langsam von Regularien, vor allem aber vom Markt selbst in geordnete Bahnen gelenkt wurde, und in der Männer wie Steve Jobs, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg und Larry Page ähnliche Imperien schufen, wie einst ihre Vorfahren ein Jahrhundert zuvor.
Uns kommt es vielleicht vor, als gäbe es das Internet schon ewig, aber in Wahrheit stehen wir noch ganz am Anfang. Heute werden die Claims abgesteckt. Es geht um die Herrschaft über wichtige Schlüsselbranchen wie Video, Musik-Streaming, Navigation oder Cloud Services: Das sind einige der Bereiche, in denen der Kampf zwischen den Big 4, aber auch zwischen vielen anderen Hightech-Unternehmen ausgetragen werden wird. Die Karten werden noch gemischt, und es ist noch nicht endgültig klar, wer das Spiel gewinnen wird.
Dieser Text stammt aus meinem neuen Buch, „Digitale Transformation„, das im Oktober im Vahlen-Verlag erscheint.
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