5 Fragen zu DeepSeek & Co.

DeepSeek verursacht Börsencrash - Nvidia verliert hunderte Milliarden

Nachdem DeepSeek letzte Woche eines der größten Börsenrutsche in der Geschichte verursacht hat, ist generative KI plötzlich in aller Munde. Die Aktie von Nvidia, einem führenden Hersteller von Hochleistungschips für KI, fiel innerhalb von einem Tag um 590 Milliarden Euro; im Vergleich: Österreichs Bruttoinlandsprodukt betrug 2024 nur 505 Milliarden Diollar). Da stellen sich eine Reihe von wichtigen Fragen über die Zukunft dieser KI-Form, von denen ich hier die Wichtigsten zu beantworten versuche.

1. Ist das, was DeepSeek macht, wirklich neu?

  • Ja, ist es. Sie haben es geschafft, die Kosten und den Energieverbrauch von KI dramatisch zu reduzieren. Während die Amerikaner mit roher, brutaler Computer-Power das Problem lösen wollen, sind die Chinesen raffinierter und gehen ganz eigene Wege.
  • Sie erreichen eine Leistung auf ChatGPT-Niveau mit Entwicklungskosten von nur 5,6 Mio. USD — im Vergleich zu über 3 Mrd. USD für GPT-4.
  • Das schaffen sie erstens mit billigeren Chips. DeepSeek-Chef Lian Wenfeng hat sich rechtzeitig mit Hochleistungschips von Nvidia eingedeckt. Angeblich besitzt er mehr als 50.000 Stück davon, die heute in China nicht mehr legal erhältlich sind. Ansonsten kommt er mit weniger leistungsstarken Chips aus, die viel billiger und umweltschonender sind. Außerdem kommt mit einem Bruchteil der Hardware aus. DeepSeek verwendet etwa 2.000 Chips im Vergleich zu den über 16.000 von ChatGPT, was traditionelle KI-Infrastrukturmodelle in Frage stellt.
  • Der Energieverbrauch wurde angeblich gegenüber ChatGPT-Systemen um bis zu 90 % verringert, die CO2-Bilanz sogar bis zu 92 %.
  • Das schafft DeepSeek und andere chinesische KIs vor allem dadurch, dass sie nicht jedes Mal das gesamte Internet absuchen, sondern nur Teile davon, die für die jeweilige Frage relevant sind. Offenbar gelang es DeepSeek verschiedene Expertenmodelle zu trainieren, die einzeln angesprochen effizienter sind als der generalistische Ansatz der amerikanischen Konkurrenz.
  • Nach wie vor ist aber nicht klar, was woher die hochwertigen Trainingsdaten von DeepSeek stammen, noch welche Methode beim Datentraining verwendet wurden. Italien hat eine Untersuchung gegen DeepSeek eröffnet und den Chinesen verboten, italienische Nutzerdaten zu verwenden. Frankreich hat auch eine Befragung von DeepSeek zum Thema Datensicherheit angekündigt.
  • Natürlich geht es weder bei ChatGPT noch bei DeepSeek wirklich um echte künstliche Intelligenz. Sie sind einfach nur aufgemotzte Suchmaschinen. Aber als solche haben sie definitiv ihren Platz in der geschäftlichen und privaten Nutzung. Es bleibt abzuwarten, wie ein solcher internationaler Wettbewerb die überhypte KI-Branche befeuern wird.

2. Wie reagieren jetzt die Amerikaner?

  • Das will OpenAI natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Vor einer Woche hat OpenAI ein Tool veröffentlicht, mit dem man online Lebensmittel einkaufen oder einen Tisch im Restaurant reservieren kann.
  • Und am Sonntag stellte OpenAI das neuste Tool namens Deep Research vor. Es kann in 30 Minuten komplexe Forschungsaufgaben erledigen, für die ein Mensch bis zu 30 Tage benötigen würde.

3. Und was tut Europa?

  • Sie hinken hinterher. Derzeit gibt es in Europa keine AGI-Modelle (Artificial General Intelligence) auf dem Niveau von OpenAI (ChatGPT) oder DeepSeek. Die aus Europa stammenden KI-Modelle – wie Frankreichs Mistral AI oder Noema sowie Deutschlands Aleph Alpha sind in bestimmten Bereichen stark, aber noch nicht auf dem Niveau der Amerikaner oder der Chinesen.
  • Die KI-Vorschriften der EU drängen auf mehr Erklärbarkeit und weniger Voreingenommenheit, was für die Einführung in Branchen, die ein hohes Maß an Vertrauen benötigen, von Vorteil sein könnte.

4. Welche wirtschaftlichen Folgen hat die Ankündigung von DeepSeek?

  • Die Ankündigung der chinesische KI hat Ende Januar eines der größten eintägigen Marktverluste in der Börsengeschichte verursacht. Die Nvidia-Aktien stürzte an einem einzigen Tag um 590 Mrd. USD ab. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandprodukt von Österreich betrug letztes Jahr nur 505 Milliarden Euro.
  • Kaum haben Anleger das DeepSeek-Beben etwas verdaut, kommt neuer Gegenwind für Halbleitertitel von Seiten der US-Regierung. Donald Trump hat Zölle von 25 Prozent auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko und einen zusätzlichen Zoll von 10 Prozent auf Waren aus China erheben lassen. Das wird Folgen haben!
  • DeepSeek ist nur einer von vielen Anbietern aus China, die sich jetzt täglich mit neuen Ankündigungen überbieten. China demonstriert seine Wettbewerbsfähigkeit trotz der Chip-Beschränkungen der USA. Diese haben bereits mit einem 500 Milliarden Dollar schweren „Stargate“-Reaktionsprojekt reagiert.
  • In China haben fast alle KI-Anbieter – Qwen, die KI-Suchmaschine vom Amazon-Konkurrenten Alibaba, Baidu und Tencent – in den letzten Tagen neue KI-Modelle vorgestellt oder angekündigt. Bytedance ist 2024 als relativer Nachzügler im Bereich KI gestartet, verfügt aber nach eigenen Angaben über mehr eigenständige KI-Anwendungen als die Konkurrenz. Leider habe ich nur Webseiten auf Chinesisch gefunden, was mir nichts nutzte, weil ich kein Chinesisch spreche, weder den nördlichen Mandarin-Dialekt noch das südliche Kantonesisch.
  • Es ist was klar: China will den KI-Markt von hinten aufrollen und mit billigen und sparsamen Produkten die KI für Milliarden von Menschen erschließen.

5. Hand aufs Herz: Wie gut ist DeepSeek wirklich?

  • Ich habe DeepSeek und ChatGPT miteinander verglichen. Während ChatGPT mehr Bang fort he Buck – mehr fürs Leistung fürs Geld – bietet, ist DeekSeek gut genug für den Hausgebrauch. In Zukunft werde ich versuchen, zwischen den beiden zu wechseln und zu sehen, ob ich weitere tiefgreifende Unterschiede entdecken kann. Ich vermute, dass DeepSeek, das in einem totalitären Land ansässig ist, dazu neigt, sich zurückzuhalten und eine weniger kontroverse Sicht der Dinge zu bieten als ChatGPT, das immerhin durch den Ersten Zusatzartikel der US-Verfassung über die Meinungsfreiheit geschützt ist.
  • Es bleibt jedoch abzuwarten, ob ChatGPT dies weiterhin tun werden angesichts plumpen Versuche der neuen Trump-Regierung, den öffentlichen Diskurs in eine konservativere und autokratischere Richtung zu lenken – so wie Nero, der Geige spielte, während Rom brannte.

Nachträglich habe ich noch Qwen, die KI-Suchmaschine vom Amazon-Konkurrenten Alibaba, getestet und habe versucht, Doubao von der Tiktok-Mutter auszuprobieren, was mir aber leider nicht gelang.

  • Qwen beschränkt sich auf einen Vergleich zwischen Trump und Nero, braucht aber viel zu lang, um auf den Punkt zu kommen. Die Antwort umfasst 3.500 Wörter, während sich DeepSeek mit 1.700 Wörtern begnügt.
  • Bytedance ist 2024 als relativer Nachzügler im Bereich KI gestartet, verfügt aber nach eigenen Angaben über mehr eigenständige KI-Anwendungen als die Konkurrenz. Leider habe ich nur Webseiten auf Chinesisch gefunden, was mir nichts nutzte, weil ich kein Chinesisch spreche, weder den nördlichen Mandarin-Dialekt noch das südliche Kantonesisch.
  • Auch die erst kürzlich vorgestellten KI-Anwendungen von Baidu und Tencent konnte ich noch nicht ausprobieren. Um ZhipuAI‘s Tool namens ChatGLM nutzen zu können, mußte man sich letzte Woche noch mit einer Telefonnummer in China registrieren.
  • Aber was klar ist: China will den KI-Markt von hinten aufrollen und mit billigen und sparsamen Produkten die KI für Milliarden von Menschen erschließen.

 

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