Wie aus einem Sprachenstreit der Rassenwahn wurde

NS-Ideologie: Das Schwein als Zeichen der arischen Kultur – Der Begriff Arier und die Nutzung im Dritten Reich | www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.deIch streite mich gerade auf Quora mit einem der sich Aryan nennt und  behauptet, die Arier stammten aus dem Oxus-Stromland im westlichen Zentralasien, dem heutigen Tadschikistan, Afghanistan, Turkmenistan und Usbekistan. Arya bedeute „höhergestellt“ oder „edel“. Im vedischen Indien des Altertums nannten sich die Arya nach ihrer Einwanderung nach Indien Arya putra oder „Sohn des Arya“. 

Ich versuche ihn davon zu überzeugen, dass es viele widersprüchliche Theorien gibt über die Ursprünge der arischen oder indoeuropäischen Völker. Die Oxus-Theorie (oder, wie sie heute genannt wird, die Amudarja-Theorie) ist eine davon, die vom Gelehrten Max Müller im späten 19. Jahrhundert stark unterstützt wurde.

Die Klassifizierung als Arier beschrieb ursprünglich die Ähnlichkeiten zwischen den meisten europäischen Sprachen, sowie zwischen Sanskrit und Persisch (Farsi). Die Frage lautet nur: Kamen die Arier aus dem Osten und siedelten sich in Europa an oder umgekehrt?

Sir William Jones und andere vertraten die Theorie, dass die Arier ursprünglich aus Europa stammten. Sie stützten sich dabei auf Ähnlichkeiten in den Sprachen, die in Griechisch, Sanskrit, Latein, Deutsch usw. beobachtet wurden. Außerdem waren die Arier nicht mit den Tieren des Ostens wie Kamelen, Elefanten, Eseln oder Tigern vertraut, aber sie kannten die Tiere und Bäume Europas wie Eiche, Weide, Birke, Buche, Hund, Ochse, Kuh, Schwein, Pferd. Diese Gelehrten gehen davon aus, dass die ursprüngliche Heimat der Arier Europa war und sie von dort nach Indien und in andere Teile Asiens einwanderten.

Die Theorie, dass die Arier in Indien heimisch waren, wurde von Dr. Sampurnanand unterstützt, der behauptete, dass die Arier die Bewohner des Sapta Sindhu waren, die die sieben heiligen Flüsse m Nordwesten Indiens und im Norden Pakistans in der Region Punjab. In der Vedischen Literatur gibt es Belege dafür, dass die Arier den Sapta Sindhu als ihre ursprüngliche Heimat betrachteten.

Im 19. Jahrhundert wurde „Arier“ als Synonym für „Indoeuropäer“ verwendet und auch, enger gefasst, für die indo-iranischen Sprachen. Heute wird der Begriff in der Linguistik nur noch im Sinne des Begriffs indoarische Sprachen verwendet, einem Zweig der größeren indoeuropäischen Sprachfamilie.

In Europa entstand in den 1850er Jahren die Vorstellung von der Überlegenheit der weißen Rasse, die am eifrigsten vom Comte de Gobineau und später von seinem Schüler Houston Stewart Chamberlain propagiert wurde. Chamberlain verwendete den Begriff „Arier“ erstmals für die „weiße Rasse“. Anhänger des Aryanismus betrachteten die nordischen und germanischen Völker als die reinsten Mitglieder der „Rasse“. Diese Vorstellung, die von Anthropologen im zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts abgelehnt worden war, wurde von Adolf Hitler und den Nazis aufgegriffen und zur Grundlage der Politik der deutschen Regierung zur Vernichtung von Juden, Roma (Zigeunern) und anderen „Nicht-Ariern“ gemacht.

Seit dem späten 20. Jahrhundert lehnt eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern sowohl die arische Invasion als auch das Konzept einer „arischen“ Rasse komplett ab. Ob wir jemals die Wahrheit erfahren werden, ist wohl eher zweifelhaft.

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