Darfs ein paar Prozent mehr sein?
Haareschneiden beim Promi-Friseur für die Hälfte, Gourmet-Menüs im Sterne-Restaurant für ein Drittel und Ferienflüge für ein Viertel: Möglich machen das neuerdings so genannte „Deal-Plattformen“ im Internet. Vermarkter wie Groupon oder die Berliner Firma DailyDeal locken marktschreierisch mit Sprüchen wie: „Gutscheine, Coupons & Rabatte von bis zu 90%“
Der Trick zieht: 39.000 Gutscheine kauften deutsche Kunden beim Kosmetik-Anbieter Body Shop, eine Autowerkstatt in Hamburg bot eine Reparatur für 50 Euro statt 100 an – und war binnen Stunden auf Monate hinaus ausgebucht. Insgesamt setzte Groupon 2011 alleine in Berlin in den ersten drei Monaten Gutscheine im Wert von mehr als vier Millionen Euro ab.
Die Coupon-Masche funktioniert immer nach dem gleichen Strickmuster: Der Kunde bekommt per Email das Angebot geschickt, ein Produkt oder eine Dienstleistung mit einem sensationellen Rabatt zu erwerben. Der Kunde kauft einen Gutschein, den er beim betreffenden Händler innerhalb einer festgesetzten Frist einlösen kann. Groupon teilt sich den Erlös mit dem Händler, und zwar meistens 50:50. Viele Händler überzeugt das Argument, der Verkauf von Schnäppchen-Gutscheinen sei eine billige Form von Online-Werbung. Schließlich würden alle, die keinen Gutschein kaufen, das Angebot wenigstens wahrnehmen und seien deshalb in Zukunft potentielle Neukunden.
Groupon spült die Masche mit dem Online-Rabatt kräftig Bares in die Kasse: Allein im ersten Quartal diesen Jahres nahm das erst Ende 2008 gegründete Startup-Unternehmen 645 Millionen Dollar ein. Im Juni wurde der Börsengang angekündigt. „Schnäppchen-König macht sich teuer“, titelte die „Süddeutsche Zeitung“.
Inzwischen werden aber auch kritische Stimmen laut: „Groupon hinterlässt entnervte Kunden“, behauptet Carsten Schwenke, Deutschlandchef des Online-Reiseportals Travelzoo. Kleine Anbieter wie Restaurants oder Kosmetikläden würden mit Provisionen von bis zu 50 Prozent „abgezockt“, während große Markenhersteller Garantiesummen bekämen.
Groupons Deutschlandchef Daniel Glasner sieht das natürlich anders: „Unsere Kooperationspartner zahlen nur im Erfolgsfall eine Provision an Groupon, also sobald ein Kunde auch tatsächlich einen Gutschein erworben oder diesen beim Anbieter eingelöst hat. Diese Provision, die Groupon für seine Dienstleistung vom Partner erhält, wie auch die Auszahlungsmodalitäten sind immer Gegenstand einer individuellen Vereinbarung mit dem Kooperationspartner, der den Deal auf Groupon.de schaltet.“
Kritiker behaupten auch, dass die Rabattausweisung bei den Deal-Plattformen oft irreführend, weil die ursprünglichen Preise viel zu hoch angesetzt würden. Ein Roboter-Staubsauger sei bei Groupon für 189 statt 449 Euro angepriesen worden, behauptet Schwenke – zum geichen Zeitpunkt habe ihn der holländische Hersteller für 179,50 Euro über seine Website angeboten. Der „Rabatt“ von 58 Prozent? Für Schwenke reiner Schwindel. Vor allem aber könnten kleinere Händler regelrecht in die Pleite gelockt werden, wenn sie zu viele Rabatt-Gutscheine verkaufen und dann nicht mehr in der Lage seien, ihre Stammkunden zum regulären Preis zu bedienen. „Schnäppchenfalle“ nennt das Schwenke.
Groupon-Deutschlandchef Daniel Glasner wehrt sich vehement gegen solche Vorwürfe: „Um die verfügbaren Kapazitäten zu bestimmen, beraten Außendienstmitarbeiter vor Ort sowie die Zentrale in Berlin telefonisch den jeweiligen Partner bezüglich Vertragsdetails, Terminierung und Standortbedingungen. Dabei wird auch die mögliche Anzahl verkaufter Deals im Gespräch mit dem Partner gemeinsam abgestimmt und dem Kunden transparent kommuniziert. Wichtig ist, dass der Partner die Möglichkeit hat, alle Groupon-Kunden optimal zu betreuen. Schätzt ein Partner unserer Meinung nach sein Kontingent zu hoch ein, würden wir den Deal in jedem Fall beschränken.“
Besonders ärgerlich ist allerdings für manchen Groupon-Partner das Geschäftsgebaren des Coupon-Riesen im Falle einer Nichteinlösung. Angeblich bis zu 20 Prozent aller bezahlten Waren werden nämlich gar nicht abgeholt. Groupon weigert sich standhaft, seinen Handelspartnern einen Teil dieses Extra-Gewinns abzugeben. Konkurrent DailyDeal dagegen teilt angeblich mit seinen Händlern, wie Gründer und Geschäftsführer Fabian Heilemann behauptet. Außerdem verlange DailyDeal geringere Provisionen. Branchenkenner fragen sich: Droht demnächst eine Rabattschlacht zwischen den Rabatt-Anbietern?