Jetzt ist amtlich, was Autoexperten schon seit Jahren gewusst haben: Nicht irgendwelche verrutschten Bodenmatten oder falsch konstruierte Gaspedale sind Schuld an der unheimlichen Pannenserie, sondern die Fahrer selbst! Sie sind schlicht und ergreifend aufs Gas gestiegen statt auf die Bremse. Das hat eine Untersuchung der US-Regierung jetzt ergeben.
Toyota nützt die späte Erkenntnis jetzt leider nicht mehr viel, Der erlittene Imageschaden ist nämlich kaum wieder gut zu machen, was sich unter anderem daran zeigt, dass der Ausdruck „to do a Toyota“ inzwischen in die amerikanische Umgangssprache eingegangen ist um zu beschreiben, dass jemand Mist gebaut hat. Und das einem Autobauer, der jahrzehntelang sich mühevoll einen Ruf aufgebaut hat dafür, die sichersten und bestgebauten Autos der Welt zu produzieren.
Bleibt jetzt die Frage, welche Schlüsse wir daraus ziehen müssen. Dass einfach alle Amerikaner dämlich sind ist eine naheliegende Vermutung, greift aber zu weit: Nicht alle Amerikaner, sondern höchstens alle amerikanischen Autofahrer könnten vielleicht dumm sein. Da aber jede Verallgemeinerung falsch ist (diese inbegriffen), müssen wir vermutlich noch weiter einschränken. Also, wie wär’s damit: Alle Amerikaner, die sich einen Toyota kaufen, sind dumm. Nicht, weil sie einen Toyota gekauft haben, sondern schon von Haus aus. Wir können auch weiter eingrenzen: Nue diejenigen, die sich die Modelle Camry, Prius und Lexus gekauft haben sind dumm, denn bei ihnen traten die Fälle von „ungewollter Beschleunigung“ vorzugsweise auf. Wir können getrost noch die Menschen dazu zählen, die sich einst einen Audi 5000 gekauft haben, denn die hatten in den 80ern bekanntlich das gleiche Problem.
Vielleicht sind aber auch nur die Journalisten wie Brian Ross vom Fernsehsender ABC besonders dumm, denn die haben die Geschichten von Idioten wie Elizabeth James gedruckt und ausgestrahlt, die sagte: „Ich bin mir absolut sicher, dass es nicht die Fußmatte war. Das Auto fuhr einfach immer schneller, obwohl ich die ganze Zeit aufs Bremspedal gedrückt habe. Wahrscheinlich liegt das an dem Computersystem, das Toyota in seine Autos einbaut.“
Dass die Fernsehkollegen ebenso wie alle anderen Medienvertreter dankbar auf das Thema angesprungen sind, weil es ihnen geholfen hat, das furchtbare „Sommerloch“ im ohnehin krisengeschüttelten Jahr 2009 zu füllen, ist verständlich – zu verurteilen ist es dennoch. Denn damit haben sie nur die Vorurteile und Fehlannahmen bestätigt, die viele vor allem einfach gestrickten Menschen der Technik im Allgemeinen und den Computern im Besonderen gegenüber hegen.
Jetzt müssen wir nur noch abwarten, bis der neue Bestseller von Frank Schirrmacher herauskommt: „Das Toyota-Komplott: Autos, Computer und die ungewollte digitale Beschleunigung“. Wird bestimmt ein Bestseller – nicht nur in Amerika.