Das traditionelle Namenssystem als auch die isländische Sprache haben sich über die Jahrhunderte hinweg nur wenig verändert. Einige Namen, die die Siedler nach Island trugen und die hier größte Beliebtheit erfuhren, wurden in anderen skandinavischen Ländern überhaupt nicht genutzt.
Die ursprünglichen Namen in Island entsprachen denen nordischer Völker. Die ersten Siedler trugen Namen, die man noch heute findet, zum Beispiel Ingólfur (männlich), Björn (männlich), Audur (weiblich) und Hallveig (weiblich).
Nachdem die Siedler in Island sesshaft wurden, begannen sie neue Namen zu erfinden. Sie setzten bereits existierende Namen neu zusammen, nahmen sie auseinander oder ließen weitere Wörter in die Namen einfließen. So entstand zum Beispiel auch der Vorname Jökull, was übersetzt Gletscher bedeutet.
Mit dem Einzug des Christentums eroberten neue Namen wie Rakel (weiblich), Jósep (männlich), Marteinn (männlich) und Pétur (männlich) das Land. Diese Namen sind auch heute noch beliebt und aus der Liste gängiger isländischer Namen nicht wegzudenken.
Heute werden die Namen in Island vor allem durch Popkultur beeinflusst. Neue Namen schwappen durch Bücher, Magazine, Serien und berühmte Personen ins Land. Durch die Fernsehserie FRIENDS feierte der Name Emma seinen Höhepunkt. Diana war besonders populär, als Prinzessin Diana – oder auch Lady Di – die Herzen der Menschen eroberte.
Kommen wir nun zu den isländischen Nachnamen – die sind nämlich komplizierter.
Ein Mann und eine Frau heiraten. Der Mann heißt Gunnar Marteinnson und die Frau Hildur Rakelsdóttir. Wenn sie verheiratet sind, werden sich ihre Nachnamen nicht mehr ändern. Sie behalten beide Namen, so wie sie sind. Nun nehmen wir an, dass Gunnar und Hildur einen Sohn bekommen. Sie nennen ihn Jósep. Weil der Vorname seines Vaters Gunnar ist, lautet sein voller Name Jósep Gunnarsson. Ein paar Jahre später bekommen sie eine Tochter. Sie nennen sie Helga, ihr Name ist dann Helga Gunnarsdóttir. Der Grund für die Änderung des Nachnamens ist ihr Geschlecht. Die Endung -son ist für Jungen und -dóttir für Mädchen.
Hier folgen wir der Geschichte in die nächste Generation. Gunnar trifft Thóra Snorradóttir und sie heiraten. Wieder behalten beide ihre Namen. Schließlich bekommen sie ein kleines Mädchen. Sie wird Ragna genannt. Also, was sagt uns das System? Ragna ist die Tochter von Gunnar, also wird Ragna zu Gunnarsdóttir.
Um es also zusammenzufassen: Ja, Isländer haben Nachnamen, aber nein, sie sind nicht wie normale Familiennamen.
Es gibt tatsächlich ein paar isländische Familien, die einen Familiennamen tragen, der allerdings nur väterlicherseits vererbt werden kann. Wenn ein Mann drei Töchter hat, kann keine von ihnen den Namen weitergeben und der Familienname endet dort. Das ist der Grund, warum diese Familiennamen so selten sind. Bis Mitte der 1920er Jahre konnte man sich für einen eigenen Familiennamen entscheiden, seitdem ist es verboten.
Isländische Namen müssen eine Bedeutung haben. Frag die Isländer nach der Bedeutung ihres Namens. Sie werden es wissen!
Einige der ältesten Namen, die Namen der isländischen Siedler, sind auch heute noch die beliebtesten.
Die Isländer glaubten, dass sie durch die Namensgebung den Verlauf eines Lebens verändern können. Wenn also ein männliches Kind krank war, nannten sie es oft Ófeigur, was übersetzt „derjenige, der nicht sterben kann“ bedeutet. Das sollte dem Kind beim Überleben helfen.
Einige der berühmtesten Vulkane Islands sind beliebte isländische Frauennamen, zum Beispiel Katla und Hekla.
Du kannst dein Kind auch nach berühmten isländischen Bergen benennen, zum Beispiel Esja und Ernir.
In Island gibt es ein Namenskomitee, das Namen, die noch nie vergeben wurden, annimmt oder ablehnt. Wenn das Komitee deinen Antrag ablehnt, darfst du dein Kind nicht so nennen.
Isländer haben 6 Monate Zeit, ihrem Kind einen Namen zu geben. Nach dieser Zeit wird man mit einer Geldstrafe belegt, wenn man keinen Namen anmeldet.
Ein isländischer Staatsbürger kann nicht den Nachnamen seines ausländischen Partners annehmen. Falls er dies bereits im Ausland getan hat, muss er wieder seinen Geburtsnamen annehmen, sobald er nach Island zurückkehrt.
Wenn ein Isländer und eine ausländische Person ein gemeinsames Kind haben, können sie dem Kind einen Namen aus dem Land des Nicht-Isländers geben, aber es muss auch einen isländischen Namen tragen.
Im Juni 1919 beschloss Island, bei Vornamen nicht mehr streng zwischen Buben- und Mädchennamen zu unterscheiden. Auch bei den Nachnamen nimmt man es künftig mit dem Geschlecht lockerer.
Zwar dürfen auch in Österreich Kinder nicht einfach den eigenen Wünschen entsprechend benannt werden – anders als in den USA, wo etwa die Tochter der US-Sängerin Pink den Namen Willow Sage Hart trägt. Doch so streng wie in Island ist man auch hierzulande nicht, wo selbst „Alex“ für ein Mädchen von der strengen isländischen Namensbehörde bisher abgelehnt wurde.
Diese Regelung wird nun auch um eine geschlechterneutrale Endung ergänzt, neben „-son“ und „-dottir“ ist nun auch „-bur“ möglich, das für „Kind“ steht. Auch soll es künftig die Möglichkeit geben, die Endung ganz wegzulassen.
Auch bei den Nachnamen nimmt man es künftig mit dem Geschlecht lockerer.